Der Schützenhut bleibt auch in diesem Jahr coronabedingt im Schrank. Foto: pixabay
25.03.2021

Kaum Chancen auf Schützenfeste

Corona macht den Schützen in Westfalen erneut einen Strich durch die Rechnung: Feste für die erste Jahreshälfte sind bereits weitestgehend abgesagt, auch die Hoffnung auf Feiern im zweiten Halbjahr schwindet. 

Die meisten Vereine gingen davon aus, dass 2021 ein weiteres Jahr ohne Schützenfeste werde, sagt Jonas Leineweber vom Kompetenzzentrum für Kulturerbe der Universität Paderborn. Das sei bei einem Gespräch mit Vertretern großer Schützenbünde in dieser Woche noch einmal deutlich geworden. Die Einschätzung der Schützenbund-Vertreter teilt auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Er könne sich nicht vorstellen, dass 2021 Schützenfeste stattfinden, so der Minister bereits Mitte März. Auch wenn er dabei betonte, dass es sich um eine persönliche Einschätzung handele, klang es bereits nach einer endgültigen Absage für die Schützenfeste.

Die Vereine trifft das hart. Schon im vergangenen Jahr mussten alle Feierlichkeiten abgesagt werden. Kein Vogelschießen, keine Krönungsbälle in Festzelten oder Schützenhallen, keine Paraden. „Die meisten Vereine hatten nach der Absage im vergangenen Jahr die Hoffnung, in diesem Jahr wieder feiern zu können“, erklärt Wolfram Schmitz, Geschäftsführer im Bundesvorstand des Sauerländer Schützenbunds gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. Diese Hoffnung ist nun aber auch dahin.

Nachwuchssorgen in Vereinen

Der Geschäftsführer des Sauerländer Schützenbundes, in dem mehr als 340 Vereine mit rund 170.000 aktiven Mitgliedern organisiert sind, fürchtet dauerhafte Konsequenzen für das Schützenwesen. Spürbar werde das momentan beim Thema Nachwuchs. „Neue Mitglieder gewinnen die Vereine auf ihren Festen, Versammlungen oder auch während anderer Veranstaltungen. Aber diese finden nicht statt“, erklärt Leineweber dazu. Er rät den Vereinen, alle Kanäle zur Kommunikation zu nutzen. Nur so könnten sie präsent bleiben.

Gemeinschaft und Geselligkeit können die Vereine seit mehr als einem Jahr nicht ausleben. „Diese machen den Kern der Schützenfeste aus“, so Leineweber. Zwar machen sich die Vereine durchaus Gedanken, wie Feste nach der Pandemie aussehen könnten, welche Abstands- und Hygieneregeln das Feiern wieder ermöglichen. Klar ist aber auch: „Mit Abstand macht Schützenfest keinen Spaß“, wie es Schmitz formuliert.

Bundesschützenfest 2022 abgesagt

Und auch alternative, vor allem digitale Formate sind weitestgehend ausgereizt. Im vergangenen Jahr gab es Mini-Schützenfeste im Livestream oder auch die Schützentasche für zuhause. Zahlreiche Vereine setzen momentan daher vor allem den Gemeinsinn ins Zentrum ihres Vereinslebens. „Sie haben sich zu Beginn der Pandemie in ihrem Dorf etwa bei Einkaufshilfen und Fahrdiensten für ältere Bürger engagiert. Und auch jetzt bringen sie sich beim Transport von Senioren zu den Impfzentren ein“, so Leineweber. Ihr Motto dabei: in der Heimat helfen.

Wie es mit dem Schützenwesen in Westfalen 2022 und darüber hinaus weitergeht, ist nicht abzusehen. Das für 2022 in Wenden geplante Bundesschützenfest des Sauerländer Schützenbunds, das alle drei Jahre ausgetragen wird und zu dem mehrere zehntausend Menschen erwartet werden, wurde allerdings schon abgesagt. Gründe dafür sind die große Unsicherheit durch die Pandemie und die damit verbundenen Schwierigkeiten, verlässlich planen zu können. Ein Abgesang auf das Schützenwesen allgemein sei das aber nicht, betont Wolfram Schmitz: „Das Schützenwesen hat auch vor Corona schon ganz andere Krisen überstanden.“

jüb/wsp

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