Grundschulkinder in Deutschland haben Schwächen beim Lesen. Foto: klimkin/pixabay.com
17.05.2023

Kein gutes Lesezeugnis

Das Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung hat die neue Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) vorgelegt. Sie zeigt: Die Lesekompetenz der Viertklässler in Deutschland ist weiter gesunken.

Demnach erreicht ein Viertel der Schülerinnen und Schüler nicht den Mindeststandard in Sachen Lesen. „Die pandemiebedingten Beeinträchtigungen und die sich verändernde Schülerschaft erklären nur einen Teil dieses Leistungsabfalls. Es muss klar festgehalten werden, dass der Trend absinkender Schülerleistungen bereits seit 2006 besteht und die problematische Entwicklung in unserem Bildungssystem in den letzten Jahren durch diese Aspekte nur verstärkt wurde“, erklärt Nele McElvany, Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund und Wissenschaftliche Leitung von IGLU 2021.

Mit 524 Punkten landete Deutschland im internationalen Vergleich zwar im Mittelfeld. Doch in allen bisher vier vorangegangenen Erhebungen in den vergangenen 20 Jahren konnten die Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen bessere Ergebnisse erzielen. Neben dem Rückgang der mittleren Leistungen seien auch die Unterschiede zwischen guten und schwachen Lesenden in Deutschland im Vergleich zu 2001 größer geworden, heißt es weiter. Die Studie zeigt zudem, dass sich die soziale Ungleichheit im deutschen Bildungssystem vergrößert. Die Kompetenzrückstände bei den Kindern aus sozialökonomisch benachteiligten Familien sind besonders hoch.

Bekämpfung des sozialen Ungleichgewichts gefordert

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW (GEW NRW) fordert entschiedenes Handeln, um die soziale Ungleichheit im Bildungssystem zu bekämpfen. „Wir können es uns nicht leisten, dass grundlegende Kompetenzen für den Bildungserfolg, aber auch für das Zusammenleben in einer Demokratie, zunehmend vom Elternhaus abhängig sind. Kinder mit schlechteren Startbedingungen werden nicht nur ihrer Zukunftschancen beraubt, sondern auch der gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe. Das ist eine Zerreißprobe für unsere Gesellschaft. Die Politik muss deshalb entschieden gegensteuern“, sagt Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW.

Auch das Landesschulministerium hat bereits auf die Studie reagiert: Ab dem kommenden Schuljahr sollen alle nordrhein-westfälischen Grundschulen verbindliche Lesezeiten von drei mal 20 Minuten pro Woche für die Schülerinnen und Schüler einführen.

jüb/wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft, Wissenschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin