Edwin "Buzz" Aldrin vor der US-amerikanischen Flagge auf dem Mond. Foto: pixabay
16.12.2019

Keine Luft zum Atmen

Wie ist es auf dem Mond? – LWL-Chefastronom Dr. Björn Voss bringt im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL Licht ins Dunkle.

Was ist eigentlich ein Mond? 
Die einfache Antwort ist: Ein Mond ist ein natürlicher Satellit eines Planeten. Alles, was um einen Planeten kreist und auf natürlichem Weg dorthin gekommen bzw. dort entstanden ist, ist ein Mond. Doch auch bei kleineren Dingen im All wie Asteroiden kann es einen Begleiter geben, der um sie herumkreist. Wenn man es ganz genau nimmt, müsste man deswegen sagen: Ein Mond ist ein Himmelskörper, der um einen anderen Himmelskörper kreist, der um die Sonne kreist.

Wie viele Monde gibt es in unserem Sonnensystem?
Man kennt aktuell 185 Monde, die um die acht Planeten in unserem Sonnensystem kreisen. Merkur und Venus haben gar keinen Mond, die Erde hat bekanntlich einen, beim Mars sind es zwei und dann wird es unübersichtlich: Man kennt bislang 79 Monde allein beim Jupiter, 62 beim Saturn, 27 beim Uranus und 14 beim Neptun. Die großen Planeten in unserem äußeren Sonnensystem wie Jupiter haben sehr viele Monde, auch kleine, versteckte, die man aufwendig suchen muss. Da auch viele Zwergplaneten wie Pluto und Asteroiden Begleiter haben, gibt es tausende Monde in unserem Sonnensystem.

Beeinflusst der Mond der Erde das Leben auf unserem Planeten?
Wir wissen, dass der Mond durch seine Schwerkraft für die Gezeiten, Ebbe und Flut an der Küste, sorgt. Er ist prägend für die innere Uhr vieler Menschen, Tiere und Pflanzen. Er beeinflusst offenbar viele Menschen im Schlaf – nicht nur, weil der helle Mond durch das nicht zugehängte Fenster scheint. Andere Gedanken, die sich an den Mond knüpfen, gehen wiederum ein bisschen weit: Manche Menschen machen viele alltägliche Verrichtungen vom Mond abhängig – wann gehe ich zum Haareschneiden, wann säe ich Pflanzen ein, wann muss ich Holz schlagen? Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass der Mond für so etwas günstige Zeiten vorgibt.

Wem gehört überhaupt der Mond?
Es gibt ein internationales Abkommen, das besagt, dass der Mond niemandem gehört. Das gilt immer noch: Kein Staat hat das Recht, den Mond in Besitz zu nehmen. In den 1960er Jahren hat man bei dem Abkommen aber nicht weit genug gedacht, weil damals unvorstellbar war, dass jemals auch Privatleute auf dem Mond landen. Heute stehen viele Firmen in den Startlöchern, die zum Mond fliegen wollen. Angenommen, Sie würden mit einer Rakete auf dem Mond landen, könnten Sie behaupten, der Mond gehört Ihnen, denn Sie sind ja jetzt dort. Das können Sie aber vor keinem Gericht auf der Welt einklagen.

Dr. Björn Voss. Foto: LWL/Oblonczyk

Dr. Björn Voss. Foto: LWL/Oblonczyk

Welche Bedingungen herrschen auf dem Mond?
Auf dem Mond hat ein Astronaut die gleichen Probleme wie auf dem Mars oder auch sonst im Weltraum: Es gibt keine Luft zum Atmen, deswegen muss man sich einen Raumanzug anziehen. Sonst würde man schlicht ersticken. Eine Atemmaske reicht nicht. Der Mensch ist auch auf den Luftdruck angewiesen, der menschliche Körper kann nicht im Vakuum im freien All existieren. Wenn der Luftdruck fehlt, würde das Blut in den Adern zu kochen beginnen. Man braucht einen Druckanzug.

Wie warm ist es dort oben? 
Die Temperaturen auf dem Mond sind ähnlich wie im freien Weltraum sehr extrem: Auf der Seite, die der Sonne zugewandt ist, wird es sehr heiß, weit über 100 Grad, und auf der sonnenabgewandten Seite eiskalt, deutlich unter minus 100 Grad. Der Raumanzug ist also auch wichtig für die Temperaturregulierung, um nicht gegrillt zu werden oder zu erfrieren. Er ist eine Art Mini-Raumschiff, auch wenn es nicht fliegen kann. Auf dem Mond gibt es noch eine Besonderheit: den Mondstaub, ein ganz feiner Staub ähnlich wie Asche oder Talkumpulver, der sich in jede Ritze schmiert und auf Dauer den Astronauten – Stichwort: Staublunge – und ihren Maschinen Probleme bereiten kann.

Haben Sie einen Lieblingsfilm zum Mond? 
„2001 – Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick, ein Science-Fiction-Klassiker. 1968  dachte man, im Jahr 2001 würden Astronauten auf dem Mond in einer großen Station arbeiten. Das Besondere an dem Film ist, dass alles Technische sehr realistisch dargestellt wurde: wie ein Raumschiff fliegen und landen kann, was auf der Station passiert. Wenn man die nötigen Milliarden hätte, würde es auf dem Mond wahrscheinlich heute sehr ähnlich aussehen.

Apropos Stanley Kubrick. Hat er auch die Mondlandung von Apollo 11 im Studio gefilmt, wie es eine Verschwörungstheorie behauptet?
Wenn die Sowjets herausgefunden hätten, dass die Amerikaner bei der Mondlandung betrügen, wäre das die Sensationsmeldung gewesen. Der sowjetische Geheimdienst KGB hatte die geheimdienstlichen Mittel, um eine Verschwörung aufzudecken. Es wären tausende Menschen nötig gewesen, um mitzuhelfen, die Verschwörung zu vertuschen. Dass die Saturn-Rakete wirklich gestartet ist, haben viele Amerikaner live am Startplatz verfolgt. Und die Sowjets hatten die raumfahrttechnischen Methoden, um zu prüfen, ob die Funksignale vom Mond echt sind. Allein, dass die Sowjets am Ende gratuliert haben, ist der beste Beweis, dass es die Mondlandung wirklich gegeben hat.

Interview: Martin Zehren

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