Wolfram Essling-Wintzer, LWL-Fachreferat Mittelalter- und Neuzeitarchäologie, erläutert die Funde im Inneren des Kirchenschiffs. Foto: Stadt Dortmund / Roland Gorecki
14.03.2025

Kirche unter Kirche

Eine archäologische „Sensation“ in Dortmund: Im Inneren eines Kirchenschiffs wurden Überreste einer alten Kirche gefunden.

Die evangelische Kirche im Stadtteil Lindenhorst soll mitsamt dem Gemeindehaus zu einer Kindertagesstätte umgebaut werden. Im Kirchenschiff wird eine Turnhalle eingerichtet, der romanische Kirchturm – das älteste Bauwerk dieser Art in Dortmund – bleibt erhalten. Bei archäologischen Erkundungen machten Archäologen nun eine Entdeckung, die als kleine Sensation gilt: Unter der Bodenplatte im Kirchenschiff wurden Strukturen der früheren Kirche gefunden, darunter Überreste von Mauern und einer Treppe. Bislang war die Architektur des alten Gebäudes nicht bekannt. Die Archäologen wussten lediglich, dass es an diesem Ort eine Kapelle gab, die zum Adelssitz des Lindenhorster Zweigs der Dortmunder Grafenfamilie gehörte. Das Bauwerk wurde in der Großen Dortmunder Fehde 1388/89 zerstört. Nur der Kirchurm steht bis heute.

Bevor sich die Lindenhorster Kirche in den kommenden Jahren zu einer Kita wandelt, waren die Archäolog*innen am Werk. Foto: Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Bevor sich die Lindenhorster Kirche in den kommenden Jahren zu einer Kita wandelt, waren die Archäolog*innen am Werk. Foto: Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Bei den Ausgrabungen wurden außerdem Steinbrunnen mit Keramiken gefunden. Diese Stücke liefern erste Belege für eine mittelalterliche Siedlungstätigkeit an diesem Standort. Besonders interessant für die Archäologen sind auch zwei Öfen zur Herstellung von Buntmetall. Diese könnten in Zusammenhang mit dem Umbau des Kirchturms zum Wehrturm stehen.

Bis zum Sommer sollen die Funde von Fachleuten der Unteren Denkmalbehörde der Stadt und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe genauer untersucht und gesichert werden. Schon jetzt starten Bauarbeiten zur Sanierung des Turm. Die Umbauarbeiten der Kirche als Kita werden voraussichtlich bis 2027 dauern. Ob ein Teil der archäologischen Funde in die zukünftige Nutzung integriert werden kann, ist noch nicht klar.

wsp

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