In diesem Jahr können Gottesdienstbesuche weitgehend ohne Coronaregeln stattfinden. Foto: Pixabay
13.04.2022

Kirchen freuen sich auf Ostern

Christen feiern an diesem Wochenende mit Ostern das wichtigstes Fest des Kirchenjahres. Nach zwei Jahren Pandemie finden erstmals wieder Gottesdienste weitgehend ohne Zutrittsregeln statt.

An den Kar- und Ostertagen stehen viele Feierlichkeiten an. Von der Abendandacht am Gründonnerstag, über den Kreuzweg an Karfreitag bis zur Feier der Osternacht oder den Familiengottesdienst am Ostermontag gedenken Gläubige dem Leiden Christi und feiern die Auferstehung.

„Die Menschen in den Gemeinden sind sehr froh darüber, dass wieder mehr möglich ist und sie wieder Gottesdienste feiern können – fast so wie vor der Pandemie“, sagt Wolfram Scharenberg, Sprecher der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die Landeskirche hat ihren Gemeinden geraten, die Besucher der Gottesdienste um das Tragen einer Maske zu bitten. Dort, wo es möglich ist, sollten zudem Abstände zum Sitznachbarn eingehalten und die Hygieneregeln weiterhin beachtet werden.

Altes bleibt, Neues kommt

Jörg Hagemann Foto: Bistum Münster

Jörg Hagemann Foto: Bistum Münster

Auf die vergangenen zwei Jahre blicken die Gemeinden mit gemischten Gefühlen zurück. „Die Zeiten, in denen vor Ort nichts und später nur wenig möglich war, haben uns vor enorme Herausforderungen gestellt“, so Scharenberg. Doch vielerorts sei man kreativ geworden. 2020 wurden die Ostergottesdienste erst kurze Zeit vor Beginn der Feiertage abgesagt. Der erste Lockdown machte ein gemeinsames Feiern damals unmöglich. „Darüber waren viele Menschen traurig. Einige Gemeinden waren zunächst wie gelähmt, andere haben direkt nach Alternativen gesucht“, sagt Scharenberg. So habe es etwa Spaziergänge mit spirituellen Impulsen oder Gottesdienste als Streaming-Angebot gegeben. Das Streaming-Angebot besteht in zahlreichen Gemeinden weiterhin. Diese sollen den Gottesdienst in der Kirche aber nicht ersetzen. „Neues ist hinzugekommen, das Alte bleibt erhalten“, ist Scharenberg überzeugt.

Wie sich die vergangenen zwei Jahre auf die Besucherzahlen der Gottesdienste auswirken werden, vermag er nicht zu sagen. Das Ritual, an Sonntagen in die Kirche zu gehen, sei aber schon vor der Pandemie schon nicht mehr so stark verbreitet gewesen, so Scharenberg. In der katholischen Kirche gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass Corona zu einem großen Minus bei den Besucherzahlen geführt hat. So etwa im Bistum Münster: Zwar liegen die Auswertung der Kirchenzählung für 2021 noch nicht vor. Der Vergleich zwischen 2020 und 2019 lässt aber bei den sonntäglichen Gottesdienstbesuchern einen deutlichen Rückgang erkennen: 2020 waren es 89.062 Katholiken und damit 58.205 weniger als im Vorjahr, teilt das Bistum auf Anfrage des WESTFALENSPIEGEL mit. 

Neue Gottesdienstformen

Das Zählverfahren ist standardisiert. So findet die Zählung der Gottesdienstbesucher an zwei bundesweit einheitlichen Sonntagen und in den dazugehörigen Vorabendmessen statt. Im Frühjahr werden die Zahlen jeweils am zweiten Fastensonntag erhoben, im Herbst jeweils am zweiten Sonntag im November. Um realistische Zahlen zu erhalten, wird also an „normalen Sonntagen“ gezählt. „Es ist nur ein Gefühl, aber ich glaube dass die Zahlen während der Pandemie noch einmal um die Hälfte gesunken sind“, sagt Jörg Hagemann, Pfarrer von St. Nikolaus Münster und Stadtdechant von Münster. Bestätigt wird er auch durch jüngste Hochrechnungen, wonach in Deutschland nicht einmal mehr die Hälfte der Bürger einer der beiden großen Konfessionen angehören. 

Teilweise konnten die geringeren Besucherzahlen auch in der katholischen Kirche durch Streaming-Angebote von Gottesdiensten im Internet kompensiert werden. „Die Zugriffszahlen für diese Angebote lagen nicht selten über den normalen Besucherzahlen in der Kirche“, sagt Hagemann. Auch in den katholischen Gemeinden will man an vielen Stellen dieses Angebot aufrecht erhalten. Es haben sich außerdem neue Gottesdienstformen etabliert. „Zu Weihnachten haben wir mehr und kürzere Feiern angeboten, die sehr gut angenommen wurden. Auch zu Gottesdiensten unter freiem Himmel bekommen wir positive Rückmeldungen“, sagt Hagemann.

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Vor Ostern überwiege nun die Freude, wieder gemeinsam mit der Gemeinde zu feiern, so Hagemann weiter. Er empfiehlt für den geplanten Kirchenbesuch, sich vorher bei der Gemeinde zu erkundigen, ob es noch Zutrittsbeschränkungen oder andere Regelungen gebe. Denn das kann in den Kirchen durchaus unterschiedlich sein.

jüb/wsp

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