Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Dr. Georg Lunemann, Ausstellungskuratorin Carolin Mischer, Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky und LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (v.l.) präsentierten einen ersten Einblick in die Sonderausstellung. Der Wandteppich von 1935 aus der Rotenburger Jakobikirche (Replik) verknüpft christliche und nationalsozialistische Motive. Foto: LWL/Kristina Schellenberg
17.05.2024

Kirchen und Klöster im Nationalsozialismus

Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim, fragt in einer großen Sonderausstellung nach der Wechselbeziehung von Christentum und Nationalsozialismus. 

„Und vergib uns unsere Schuld? Kirchen und Klöster im Nationalsozialismus“ lautet der Titel der Schau, die das komplexe Thema für ein breites Publikum aufbereitet. „Die Frage nach dem Verhältnis der christlichen Kirchen und Klöster zum Nationalsozialismus hat eine große moralische Fallhöhe“, sagte der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann, bei der Vorstellung der Schau in Lichtenau. „Die Ausstellung mit ihren 200 Exponaten soll Raum für eine schonungslose Begegnung mit der deutschen Vergangenheit geben. Sie versteht sich angesichts gegenwärtiger Herausforderungen auch als Anstoß für eine persönliche Auseinandersetzung mit der Verantwortung jeder und jedes Einzelnen gestern und heute und mündet in der Frage: ‚Wie hätte ich gehandelt?’“, so Lunemann.

Krisenzeit: Die Anfangszeit der Weimarer Republik war gekennzeichnet durch politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Problemlagen wie etwa im Jahr 1923, als es zur Hyperinflation kam. Ein Kilogramm Brot kostete im November 78 Milliarden Mark. Dieser Geldschein hatte einen Wert von 50 Millionen Mark. Bildnachweis: ©privat/Foto: LWL

Krisenzeit: Die Anfangszeit der Weimarer Republik war gekennzeichnet durch politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Problemlagen wie etwa im Jahr 1923, als es zur Hyperinflation kam. Dieser Geldschein hatte einen Wert von 50 Millionen Mark. Foto: ©privat/LWL

Die Ausstellung bietet anhand von Erinnerungsberichten, Fotografien und Alltagsgegenständen Einblick in die Zeit vor und während des Nationalsozialismus bis in die Nachkriegszeit. Zu sehen sind auch teils bislang nicht öffentlich gezeigte Dokumente aus den Vatikanischen Archiven. Im Spannungsfeld von Kollaboration und Widerstand stellt die Schau kirchliches und christliches Verhalten in den Kontext der Zeit: Sie zeigt die Vorgeschichte des sogenannten „Dritten Reichs“ und nimmt das Verhältnis der Nationalsozialisten zum Christentum in den Blick. „Erstmals widmet sich eine Ausstellung in diesem Umfang und dieser Komplexität dem Verhältnis der christlichen Kirchen und Klöster zum Nationalsozialismus“, erläuterte die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Kloster Dalheim und LWL-Kulturdezernentin, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Es ist keine wertende Ausstellung, sondern eine faktenbasierte. Wir haben nichts hinzugefügt und nichts weggelassen.“

Die Schau ist bis zum 18. Mai 2025 im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim im Kreis Paderborn zu sehen. Weitere Informationen hier. Im neuen WESTFALENSPIEGEL, Ausgabe 03/2024, lesen Sie eine ausführliche Besprechung der Ausstellung. Erscheinungstermin ist Anfang Juni.

wsp

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