Vor allem U3-Bereich fehlen in der Region Betreuungsplätze. Foto: pixabay
21.04.2023

Kita-Plätze fehlen

In Münster fehlen rund 1700 Kindergartenplätze. Auch in anderen Kommunen Westfalens kann nicht jedes Kind betreut werden.

Schon im vergangenen Oktober hatte die Bertelsmann-Stiftung eine düstere Prognosen für die Vergabe der Kitaplätze in NRW gegeben. Damals hieß es, dass im Kindergartenjahr 2023/24 landesweit mehr als 100.000 Betreuungsplätze fehlen werden. Beispiele aus den Kommunen gibt es reichlich: So meldet die Stadt Münster, dass über das Vergabesystem Kita-Navigator 4040 Kinder im Alter bis unter sechs Jahren für einen Platz in einer Betreuungseinrichtung vorgemerkt waren. Im Zuge der aktuellen Platzvergabe ständen dem in den rund 200 Kitas insgesamt aber nur 2305 Plätze zur Verfügung. Daraus ergibt sich ein Defizit von rund 1700 Plätzen.

Auch in Minden können nicht alle Kinder versorgt werden, zeigt unsere Anfrage. Vor allem bei den Unter-Dreijährigen (U3) klafft eine Lücke. Mehr als 1500 U3-Kinder gibt es im Stadtgebiet. Ihnen stehen aber insgesamt 900 Betreuungsplätze in Kitas und der Kindertagespflege, also bei Tagesmüttern und -vätern, gegenüber. Statistisch fehlen also mehr als 600 Plätze. Das entspricht einer Bedarfsdeckungsquote von 58,5 Prozent. Weil aber nicht alle Eltern einen Platz für ihr Kind anmelden, ist das Defizit real geringer. Nicht einmal für jedes zweite Kind dieser Altersstufe war zum Stichtag 1. Januar 2023 ein Platz angefragt, so die Stadt.

Bedarf vor allem bei Unter-Dreijährigen

Bei den Kindern zwischen drei und sechs Jahren (Ü3) liegt die Bedarfsdeckungsquote in Minden für das neue Kindergartenjahr derzeit bei 88,4 Prozent, teilt die Stadt weiter mit. Durch Neubau und Erweiterungen bestehender Kitas soll das Angebot weiter verbessert werden. Für den Ü3-Bereich ist bis zum Kindergartenjahr 2025/26 eine Bedarfsdeckungsquote von nahezu 100 Prozent angestrebt, heißt es weiter. Allerdings sei Minden als Wohnort für junge Familien attraktiv. Die Zahl der Jungen und Mädchen im Kindergartenalter wachse deutlich, daher sei eine Prognose des Bedarfs schwierig, erklärt die Stadt.

Landesweit liegt die Quote der betreuten Kinder unter drei Jahren mit 30 Prozent deutlich unter dem tatsächlichen Betreuungsbedarf von 44 Prozent, heißt es in der Bertelsmann-Studie. Für die Kinder ab drei Jahren ist die Lücke mit vier Prozentpunkten deutlich geringer. Auch wenn es in den vergangenen Jahren einen deutlichen Ausbau des Platzangebots gegeben und sich die Zahl der Fachkräfte in den Einrichtungen sogar verdoppelt habe, finden noch immer zu viele Eltern in NRW keinen Platz für ihre Kinder, so die Studie. „Das ist in doppelter Hinsicht untragbar: Die Eltern müssen die Betreuung selbst organisieren, während den Kindern ihr Recht auf professionelle Begleitung in der frühen Bildung vorenthalten wird“, sagt Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung. Dabei gibt es seit 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr, für Kinder ab drei Jahren besteht dieser bereits seit 1996.

jüb/wsp

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