LWL-Museumsexperten entdeckten in der Nähe des Hönnetals fossile Überreste zweier neuer Säugetiere der Gruppe der Multituberculata, die hier vor 125 Millionen Jahren lebten. Foto/Bild: LWL&Sibbick
09.12.2020

Kleine Tiere, große Entdeckung

Säugetiere gab es in Nordrhein-Westfalen bereits im Erdmittelalter – das konnten Forscher des LWL-Museums für Naturkunde nun am Beispiel von 125 Millionen Jahre alten Fossilien belegen.

Zähne, so zierlich wie die Spitze eines Kugelschreibers, und ein Stück eines Unterkieferknochens, das kleiner als eine Ein-Cent-Münze ist: Diese Funde machten Mitarbeiter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zwischen 2002 und 2019 bei Grabungen in einem Steinbruch bei Balve im Hönnetal. Nun stellte sich heraus, dass die 125 Millionen Jahre alten Fossilien der erste Beleg für die Säugetiergruppe der „Multituberculata“ aus der Kreidezeit in Deutschland und der erste Nachweis von Säugetieren aus dem Erdmittelalter landesweit sind. Mit dem Fund haben die Fossilien-Forscherinnen zwei neue Gattungen und Arten entdeckt: „Bructerodon alatus“ und „Cheruscodon balvensis“.

Die fossilen Zähne sind der erste Nachweis von Säugetieren aus dem Erdmittelalter in NRW. Graphik: LWL, Schwermann.

Die fossilen Zähne sind der erste Nachweis von Säugetieren aus dem Erdmittelalter in NRW. Graphik: LWL, Schwermann.

Multituberculata werden auch „Nagetiere des Mesozoikums“ genannt, also Nagetiere des Erdmittelalters. Mit heutigen Nagetieren sind Multituberculata nicht direkt verwandt, ähneln ihnen aber in ihrer äußeren Erscheinung. Am auffälligsten sind die nach vorne geneigten Unterkieferschneidezähne, die in beiden Säugetiergruppen auftreten. Multituberculata hatten die Größe von Mäusen oder Ratten. Das erklärt die winzigen Maße der gefundenen Fossilien: Die Zähne sind circa zwei Millimeter, das Unterkieferfragment etwa 1,2 Zentimeter groß.

Die Namen dieser Neuentdeckungen beziehen sich auf germanische Stämme aus der Antike, Brukterer und Cherusker, die in der Varusschlacht drei römische Legionen besiegten. Große Namen also, die nicht unbedingt die tatsächliche Größe der Funde, sondern ihre Bedeutung widerspiegeln.

wsp

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