In Arnsberg gibt es große Schäden in den Fichtenbeständen. Hitze, Trockenheit und der Borkenkäfer machen den Bäumen zu schaffen Foto: Bröker/wsp
10.11.2022

Klimakrise vor Ort messbar

Die Klimakrise ist spürbar. Aber wie wirkt sie sich vor Ort aus? Ein neuer interaktiver Klimaatlas verdeutlicht die Entwicklung wichtiger Klimadaten für alle Kommunen im Land. 

Sogar für Hallenberg im Sauerland, die kleinste Kommune in Westfalen, gibt es detaillierte Zahlen. Wer die Regler auf der neuen Informationsplattform des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) entsprechend einstellt, erfährt, dass die durchschnittliche Temperatur im Winter 1881 dort bei -0,4 Grad Celsius lag. Im vergangenen Jahr wurden dagegen 2 Grad im Durchschnitt gemessen.

In der ganzen Region haben sich die Temperaturen ähnlich verschoben. Ein Blick auf die sogenannten Klimanormalperioden zeigt etwa für Höxter: In den Jahren 1881 bis 1910 lag die durchschnittliche Jahrestemperatur bei 7,8 Grad, in den Jahren 1991 bis 2020 ist sie auf 9,3 Grad angestiegen, in Coesfeld stieg die Jahresdurchschnittstemperatur im gleichen Vergleichszeitraum von 8,7 auf 10,4 Grad

„Klimakrise ist sichtbar“

„Die Klimakrise ist auch in NRW längst sichtbar. Die Vorsorge vor den Folgen des Klimawandels ist Daseinsvorsorge – Klimaanpassung schützt Menschen und Infrastrukturen“, betonte Umweltminister Oliver Krischer bei der Vorstellung der neuen Plattform. „Mit dem neuen Klimaatlas setzt das LANUV neue Maßstäbe bei der Datenbereitstellung zu Klimaentwicklung, Klimafolgen und Klimaanpassung. Der Klimaatlas ist ein weiterer Baustein, um die Klimaanpassung in NRW voranzutreiben und die verschiedenen Akteurinnen und Akteure zu unterstützen“, so der Minister weiter.

Die Klimakrise

Die Klimakrise trifft auch Westfalen. Was unternehmen Kommunen, welche Impulse kommen aus der Forschung, um gegenzusteuern?

In erster Linie ist der Klimaatlas als Instrument für Stadtplaner oder Klimaschutzmanager der Kommunen gedacht. Sie erhalten dort alle notwendigen Information und umfangreiche Datenreihen auch zu Niederschlägen, Sonnenscheindauer, Hitze- und Kältetagen. Ein niedrigschwelliger Einstieg für Bürgerinnen und Bürger leite aber auch mit wenigen Klicks zu ersten grundlegenden Informationen über die Auswirkungen des Klimawandels auf das tägliche Leben, heißt es vom LANUV. Die Unterschiede zwischen Klimawandel, Klimaanpassung und Klimaschutz werden hier ebenso erläutert wie die einzelnen Methoden der wissenschaftlichen Erhebungen und der Entwicklung von Indikatoren.

Daten des Ruhrverbands

Auch der Ruhrverband analysiert für den Einzugsbereich seiner Talsperren die Klimadaten. Nun teilt der Verband mit, dass erstmals seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881 mit 10,1 Grad eine zweistellige Jahresmitteltemperatur gemessen wurde. Im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020 war 2022 damit um 1,2 Grad wärmer. Gegenüber der Zeitreihe 1961 bis 1990 beträgt die Abweichung 2,1 Grad.

Mit 882 Millimetern Gebietsniederschlag war 2022 zudem das 14. Abflussjahr in Folge mit einem Niederschlagsdefizit. Ab Ende April musste Wasser aus den Talsperren zur Aufrechterhaltung der Mindestwasserführung in der Ruhr abgelassen werden. Am 24. Oktober erreichten die Talsperren mit 65,5 Prozent vom Vollstau den niedrigsten Füllstand des Abflussjahres 2022.

jüb/wsp


Der neue Klimaatlas ist hier zu finden.


 

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