Wasserstoff-Projekte im Fokus
König Willem-Alexander der Niederlande hat NRW besucht. Im Chemiepark Marl standen Wasserstoff-Projekte im Zentrum des Austauschs.
Die Niederlande gelten als Vorreiter beim Thema Wasserstoff und sind zugleich wichtiger Partner für NRWs Weg zu einer klimaneutralen Industrie, betonte Ministerpräsident Hendrik Wüst. Im Zentrum des königlichen Besuchs stand daher der Austausch über grenzüberschreitende Transport- und Lagerinfrastruktur, die Gewährleistung der Versorgungssicherheit und die Intensivierung des Wissensaustauschs, heißt es aus der Staatskanzlei. Der Monarch erkundigte sich unter anderem über das geplante „Get H2 Netzwerk“. Darin soll Wasserstoff, der im niedersächsischen Lingen aus Windstrom produziert wurde, über bestehende Gasleitungen ins Ruhrgebiet transportiert werden. Die Niederlande gelten als Vorreiter beim Thema Wasserstoff und sind zugleich wichtiger Partner für NRWs Weg zu einer klimaneutralen Industrie, betonte Ministerpräsident Hendrik Wüst.
Treffen mit Auszubildenden
In Marl ging es auch um Produkte, die die Chemische Industrie für Transport und Produktion von Wasserstoff herstellt. Evonik arbeitet hierzu etwa mit einem niederländischen Partner zusammen und stellt Pipelines her, die für den Transport von Wasserstoff geeignet sind. In einer Übergangszeit werden die bestehenden Erdgas-Pipelines genutzt, um ein Gasgemisch aus Erdgas und Wasserstoff zu transportieren. Wollen Unternehmen den Wasserstoff aus diesem Gasgemisch herausfiltern, kommen bestimmte Membrane zum Einsatz. Auch diese produziert das Chemieunternehmen.
Neben Informationen rund um neue Technologien kam der König im Chemiepark Marl auch mit Auszubildenden ins Gespräch. Dabei ging es unter anderem um Rekrutierung und Ausbildung der in der Branche benötigten Fachkräfte. Anschließend reiste König Willem-Alexander nach Duisburg weiter und besuchte dort das Zentrum für Brennstoffzellen-Technik, den Duisburger Hafen und den Landschaftspark Duisburg-Nord. Am Abend tauschten sich deutsche und niederländische Wirtschaftsvertreter zum Thema Wasserstoff aus.
Förderbescheid für Elektrolyseur in Gelsenkirchen
Im Rahmen des königlichen Besuchs übergab NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur zudem Förderbescheide im Wert von 15 Millionen Euro an den niederländischen Wasserstoff-Produzenten VoltH2. Das Unternehmen investiert in zwei Elektrolyseure in Essen und Gelsenkirchen. Diese wollen regenerativ gewonnenem Strom grünen Wasserstoff für Lkw-Tankstellen produzieren.
Unterdessen hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin die Pläne für ein Wasserstoffnetz vorgestellt. Demnach soll bis 2032 ein 9700 Kilometer langes so genanntes Kernnetz entstehen. Darin sollen Häfen, Industrie, Speicher und Kraftwerke miteinander verbunden werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Pläne zum Get H2 Netzwerk zwischen Lingen und dem Ruhrgebiet. Die Kosten für die Errichtung des Netzwerks werden laut Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) auf rund 19,8 Milliarden Euro geschätzt. Dabei müssten nicht alle Leitung neu gebaut werden. Zu gut 60 Prozent könnten bestehende Erdgas-Röhren genutzt werden. FNB-Chef Thomas Gößmann betonte, dass man Tempo machen wolle, bereits 2025 soll der erste Wasserstoff fließen: „Wir wissen, dass wir keine Zeit zu verlieren haben. Die Bagger müssen nächstes Jahr rollen.“
Wasserstoff ist einer der wichtigsten Energieträger, um die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben. Vorreiter für die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland könnte dabei das Ruhrgebiet werden. Im Wasserstoffranking 2023 des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belegt die Region den ersten Platz von neun untersuchten wichtigen Wasserstoffstandorten. Unter anderem habe das Ruhrgebiet beste Voraussetzungen für den Wasserstoffhochlauf, so die Autoren der IW-Studie. Verantwortlich dafür seien gut vernetzte Hochschulen, technikoffene Unternehmen sowie die zunehmende Zahl an Unternehmensgründungen im Bereich Wasserstoffwirtschaft. Zudem weist die Metropole Ruhr die höchste Dichte wasserstoffaffiner Unternehmen auf. Rund 10 von 1000 Unternehmen fallen in diese Kategorie, heißt es in der Studie, die für den Regionalverband Ruhr erstellt wurde.
Jürgen Bröker, wsp