„Köttelbecke“ war einmal
Die Emscher wird bis zum Ende des Jahres abwasserfrei durchs Ruhrgebiet fließen, kündigt die Emschergenossenschaft an.
Ende 2021 werde die Emscher zum ersten Mal seit mehr als 170 Jahren vom Abwasser befreit sein, heißt es in der Mitteilung. Über die Jahrzehnte war der zentrale Fluss des Ruhrgebiets als „Köttelbecke“ bekannt und floss als stinkende Kloake, eingezwängt in ein begradigtes Flussbett, durch das Revier.
Seit Anfang der 1990er Jahre nahm der Emscher-Umbau Fahrt auf. „Wir sind voll im Zeitplan: Genau drei Jahrzehnte nach der visionären Entscheidung für dieses Jahrhundertprojekt wird Ende 2021 kein Tropfen Abwasser mehr in die Emscher eingeleitet werden“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Unterirdischer Abwasserkanal für die Emscher
Künftig wird das Abwasser von Dortmund bis Dinslaken unterirdisch durch den 51 Kilometer langen Abwasserkanal Emscher (AKE) geführt. Von Dortmund bis Bottrop ist der Kanal auf 35 km Länge bereits seit September 2018 in Betrieb. Im Sommer 2021 soll das Herzstück der abwassertechnischen Hauptschlagader, das Pumpwerk in Oberhausen, seinen Betrieb aufnehmen. Zehn Pumpen heben das Abwasser dann aus einer Tiefe von 40 Metern mit einer maximalen Leistung von 16.500 Litern pro Sekunde, erklärt die Emschergenossenschaft.
Ist das Pumpwerk in Oberhausen erst einmal angeschlossen, sollen sämtliche noch verbliebenen Abwassereinleitungen in der Emscher an den AKE angeschlossen werden. Einmal vollständig in Betrieb genommen, werde das Kanalsystem trennen, was nicht zusammengehört: Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen in und durch die Emscher fließen, das Abwasser dagegen unterirdisch durch Kanäle in Richtung der Kläranlagen transportiert.
Renaturierung der Emscher und ihrer Zuflüsse
Die Renaturierung der Emscher und ihrer Zuflüsse geht mit dem Umbau einher. Abgeschlossen ist diese zum Beispiel am gesamten Oberlauf der Emscher in Holzwickede und Dortmund, am Deininghauser Bach in Castrop-Rauxel, am Hellbach-System in Recklinghausen, am Ostbach in Herne, sowie am Resser Bach in Herten, am Hofsteder Bach in Bochum, bei allen Gewässern in Gladbeck und am Kirchschemsbach in Bottrop.
Die Renaturierung habe sich bereits positiv auf die Artenvielfalt ausgewirkt: Zählten die Experten Anfang der 1990er Jahre noch rund 170 Arten, so kämen sie heute bereits auf rund 500 Arten, die in das Emschergebiet zurückgekehrt seien, so die Emschergenossenschaft. So schwimmen im Fluss wieder Forelle, Groppe und Stichling. Auf einige von ihnen macht der Eisvogel Jagd. Sein Vorkommen gilt als Indikator für eine gute Wasserqualität.
Mehr als fünf Milliarden Euro investiert
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden.
wsp