26.11.2013

Kollege auf Zeit: Job-Coachs helfen bei der Integration von Beschäftigten mit Behinderung

Westfalen (wh). Thorsten Hirsch lernt zahlreiche Berufe kennen, arbeitet in ganz unterschiedlichen Unternehmen und hilft betriebliche Prozesse für Arbeitnehmer mit Behinderung anzupassen. Der 39-Jährige ist ein Job-Coach.

"Mein Handeln ist individuell auf die Situation des Klienten und des Unternehmens abgestimmt", sagt Hirsch über die jeweilige Maßnahme. Am Anfang steht eine Zielvereinbarung, die genau festhält, was erreicht werden soll. Oftmals steht die Kommunikation zwischen dem schwerbehinderten Beschäftigten und seinem Team im Mittelpunkt. Denn nicht jede Behinderung ist offensichtlich. Beispielsweise bei Menschen, die an einem Asperger-Syndrom leiden, ist es nicht auf den ersten Blick erkennbar, dass diese Arbeitnehmer in vielen einfach erscheinenden Situationen überfordert sind. "Gesprächsthemen zu erfassen und angemessen darauf zu reagieren, kann für Menschen mit Asperger-Syndrom schwierig sein. Zum Beispiel beim Smalltalk wirken diese Personen oft unbeholfen, was ihnen die Aufnahme und Gestaltung von Arbeitsbeziehungen erheblich erschwert", erklärt Hirsch. Deshalb sei es wichtig, konstruktive und gute Absprachen im Team zu finden und mit der Situation angemessen umzugehen.

In dem Gütersloher Dienstleistungsunternehmen "arvato AG" hat Thorsten Hirsch einen IT-Fachmann mit Asperger-Syndrom eingearbeitet. Dabei war es wichtig, für die unterschiedlichen Arbeitsprozesse einzelne Checklisten für diesen Mitarbeiter zu erstellen. "Die Listen ermöglichen es, strukturiert zu arbeiten und sind gleichzeitig als Selbstkontrolle gedacht", erläutert der 39-Jährige sein Vorgehen in Gütersloh. "Der Kollege hat sich sehr gut ins Team eingelebt", sagt Adam Teschner, Teamleiter bei der "arvato AG", und fügt hinzu: "Ich persönlich hatte keine Berührungsängste. Ich sehe diesen Kollegen vielmehr als Bereicherung an." Weshalb der IT-Fachmann auch ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei der "arvato AG" erhalten hat.

Während und nach Beendigung des betrieblichen Arbeitstrainings findet ein Austausch über dessen Verlauf statt. Dabei reflektiert der Job-Coach die einzelnen Bausteine der Maßnahme und stellt mit den Beteiligten sicher, dass die festgelegten Ziele auch erreicht werden können. "Ich "übersetze` die Perspektiven und Herausforderungen von Klient, Kollegen und Betrieb", so Hirsch.

Bei Beschäftigten mit Schwerbehinderung wird der Job-Coach vom Integrationsamt Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) finanziert. In der Region gibt es aktuell 38 Job-Coachs, die meist zweimal wöchentlich und durchschnittlich zwischen drei und sechs Monate in den Betrieben unmittelbar am Arbeitsplatz einen Mitarbeiter mit Handicap unterstützen. "Job-Coachs, die nicht neugierig sind, können diesen Job nicht machen. Zudem benötigt man Respekt vor Andersartigkeit", beschreibt Claudia Daldrup vom LWL-Integrationsamt die Arbeit.

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