Auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks (links im Bild) Würgassen soll möglicher Weise ein Logistikzentrum als Zwischenlager für Atommüll entstehen. Foto: Mick/BGZ
10.08.2023

Kommission: Würgassen eignet sich als Zwischenlager

Das ehemalige Atomkraftwerk Würgassen im Kreis Höxter ist als Zwischenlager für Atommüll geeignet. In der Region gibt es Kritik am Urteil der Entsorgungskommission (ESK) des Bundes.

Man habe die Stellungnahme der Entsorgungskommission mit großer Enttäuschung aufgenommen, heißt es in einer Mitteilung des Standort-Arbeitskreis Würgassen, in dem Bundestagsabgeordnete aus der Region sowie Bürgermeister der angrenzenden Gemeinden organisiert sind. „Mit dieser Stellungnahme der ESK werden leider viele von uns vorgetragene Argumente negiert. Sehenden Auges will man an einem Standort festgehalten, der nicht geeignet ist“, sagt Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm als Vorsitzender des Standort-Arbeitskreis Würgassen.

Nach Meinung der Kommission ist das ehemalige Atomkraftwerk im Ortsteil Würgassen von Beverungen von den geprüften Standorten am geeignetsten für ein Zwischenlager. Dort könnten sowohl der Hochwasserschutz als auch andere Sicherheitskriterien erfüllt werden. Auch die Geologie wird nicht als Ausschlusskriterien angesehen. Zum Hochwasserschutz erklärt der Standort-Arbeitskreis: „Ursprünglich hatte die ESK einen hochwasserfreien Standort gefordert. Nun scheint es zu genügen, den Standort mit erheblichen Aufschüttungen weitgehend vor Hochwasser zu schützen.“ Zwar wird die schlechte Verkehrsanbindung über Bus und Bahn und auch die weite Entfernung zum Endlagerstandort Schacht Konrad in Salzgitter in der Empfehlung der Kommission thematisiert, ein Ausschlusskriterium ist das aber nicht. Die ESK empfiehlt nur, dass die Transportlogistik noch einmal genauer betrachtet werden müsse. Aber: „Da auch vom Kernkraftwerk Würgassen Schwerlasttransporte durchgeführt wurden, erwartet die ESK keine unüberwindbaren Hindernisse.“

Betreiber plant Logistikzentrum

Die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung begrüßte die Empfehlung des Bundes. Sie plant in Würgassen ein Logistikzentrum, in dem Behälter mit fertig verpackten, schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dezentralen Zwischenlagern für den Transport in das Endlager Konrad zusammengestellt werden sollen. „Die Stellungnahme der Entsorgungskommission bestätigt die Auffassung der BGZ, dass nur mit dem Logistikzentrum eine schnelle und reibungslose Anlieferung an das Endlager Konrad erfolgen kann“, sagte der Generalbevollmächtigte der BGZ für das LoK, Christian Möbius. Er sei optimistisch, dass auf dieser Grundlage das Bundesumweltministerium zeitnah eine Entscheidung zum Bau des LoKin Würgassen treffen werde, so Möbius weiter. Die Planungsarbeiten sollen bis dahin wie bisher weiterlaufen.

So soll das Logistikzentrum aussehen, in dem Behälter mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen für den Transport in das Endlager Konrad zusammengestellt werden. Foto: BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH

So soll das Logistikzentrum aussehen, in dem Behälter mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen für den Transport in das Endlager Konrad zusammengestellt werden. Foto: BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH

Die Politiker der Region setzen dagegen darauf, dass sich das Bundesumweltministerium die vielen Sachargumente zu eigen mache, die gegen Würgassen sprechen und eine andere Entscheidung treffen wird, heißt es in der Mitteilung des Standort-Arbeitskreis. „Wenn man dennoch an Würgassen festhalten wird, dann werden wohl am Ende Gerichte darüber befinden, ob in Würgassen gebaut werden kann oder nicht“, so Grimm.

Das Kernkraftwerk Würgassen (KKW) war von 1971 bis zum 26. August 1994 in Betrieb. Nach seiner Stilllegung wurde es bis zum Jahr 2017 zurückgebaut. Heute wird es zum Teil bereits als Zwischenlager für Fässer mit radioaktivem Abfall genutzt.

jüb, wsp

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