Der "kommit"-Shuttle und Expressbus im Kreis Coesfeld. Foto: Kreis Coesfeld
13.04.2023

„kommit“ im Kreis Coesfeld 

In einem Bürgerlabor erprobt der Kreis Coesfeld, wie der ÖPNV im ländlichen Raum alltagstauglich werden kann.

Wer auf dem Land ohne eigenes Auto unterwegs sein will, der braucht eine Menge Zeit und muss eifrig planen, um verlässlich ans Ziel zu kommen – und wieder zurück nach Hause. Der Kreis Coesfeld will beweisen, dass es anders geht. Im „kommit“-Bürgerlabor werden neue Mobilitätsformen erprobt. Von einem Busshuttle, der per App gerufen werden kann über den E-Roller bis hin zum „Express-Bus“ und einer Mobilstation am Bahnhof. Kreisdirektor Dr. Linus Tepe hat sich mit dem Projekt viel vorgenommen. „Wir wollen Mobilität im ländlichen Raum neu definieren“, sagt er.

Shuttle per App

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger überzeugt werden können, den ÖPNV statt des eigenen PKW zu nutzen. „Uns geht es um den Klimaschutz, aber auch um den Platz, den Autos in den Städten und Gemeinden verbrauchen“, erklärt Tepe. Ein Anliegen des Projektes sei es, das Problem der „letzten Meile“ zu lösen: „Also beispielsweise die Frage, wie Menschen von ihrer Wohnung zum Bahnhof kommen.“ Seit dem Projektstart im August 2020 konnten bereits einige Erkenntnisse gewonnen werden. So ist der „Express-Bus“, der als eine Art beschleunigter Schnellbus nach Münster fährt, sehr beliebt. Der „kommit-Shuttle“, der per App oder telefonisch bestellt werden kann, fährt jetzt nicht mehr nur in Senden, sondern auch in Bösensell und Ottmarsbocholt. Jedoch sitzt darin oft nur ein Fahrgast; um effizient zu funktionieren, bräuchte es eigentlich mehrere Passagiere. Als ein weiteres Mittel, um die „letzte Meile“ zur Busstation zu überbrücken, gelten E-Roller. Die Leih-Fahrzeuge gelten vielerorts als „Wildwuchs in der Landschaft“. In Coesfeld werden die Roller jedoch als buchbarer Teil des „kommit“-Monatstickets an Kunden verliehen, das soll einen verantwortungsvollen Umgang fördern.


Eine frühere Fassung des Beitrags ist im Westfalenspiegel 2/2023 erschienen.


Im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern wollen die Projektmacher im Kreis Coesfeld lernen, wo es in Sachen Mobilität hakt. „So haben wir erfahren, dass wir uns zu wenig mit den ÖPNV-Verbindungen ins Ruhrgebiet beschäftigt haben“, nennt Tepe ein Beispiel. Außerdem wird derzeit ein neuer Programmbaustein entwickelt, das Quartiers-Car-Sharing. „Die Ausreden für den Zweit- und Drittwagen werden deutlich weniger. Dein Einführung des Deutschlandtickets zum 1. Mai macht auch das Preisargument zunichte“, wirbt Kreisdirektor Tepe für den ÖPNV. Der neue Slogan „Neu Land Erfahren“ soll zum Wechsel vom Auto hin zu Bus und Bahn animieren.

Noch ist die ÖPNV-Offensive im Kreis Coesfeld ein Projekt, das von Bund, Land und dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe gefördert wird. Entscheidend für eine mögliche Fortsetzung von „kommit“ wird somit auch die Frage sein, wie die Angebote dauerhaft finanziert werden können.

 Annette Kiehl, wsp

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