Die Industrie in Südwestfalen beurteilt ihre Lage gut. Foto: pixabay
02.02.2022

Konjunktur: Lage gut, Aussicht eingetrübt

Die Unternehmen in Südwestfalen beurteilen ihre wirtschaftliche Lage so gut wie seit drei Jahren nicht mehr, ihre Erwartungen sind dennoch eingetrübt, zeigt die Konjunkturumfrage der IHK Siegen.

„Es ist erfreulich, dass in weiten Teilen der Wirtschaft die aktuelle Geschäftslage dem positiven Trend weiter folgt, insbesondere im Großhandel und in der Industrie. Aber wo Licht ist, ist leider auch Schatten: Das Gastgewerbe verliert den Glauben an eine Trendwende, aber auch der Einzelhandel und etliche konsumnahe Dienstleister berichten von teils deutlich schlechteren Geschäften“, sagt IHK-Präsident Felix G. Hensel.

558 Unternehmen mit mehr als 41.000 Beschäftigten aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungsgewerbe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe haben an der aktuellen Befragung teilgenommen. Dabei wurde auch deutlich, dass die Unternehmen ihre Erwartungen an die kommenden Monate deutlich heruntergeschraubt haben.

Fachkräftemangel und Rohstoffknappheit

Zum ersten Mal seit zwei Jahren ist der Geschäftsklimaindex der Unternehmen im Bereich der Südwestfälischen IHK zu Hagen gesunken. Grund für die Trendumkehr seien schlechte Rahmenbedingungen wie gestörte Lieferketten, steigende Energie- und Rohstoffpreise, die Folgen der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe sowie der Fachkräftemangel. Vor allem der Einzelhandel aber auch das Dienstleistungsgewerbe haben ihre Erwartungen deutlich heruntergeschraubt.

Die Engpässe in der Materialversorgung sind auch bei den Unternehmen aus dem Kammerbezirk der IHK Siegen ein Hauptgrund für die schlechte Stimmung. Nur elf Prozent der Betriebe dort gehen von einer Verbesserung bei der Versorgung mit relevanten Rohstoffen und Waren in den nächsten sechs Monaten aus, heißt es. Auch der Fachkräftemangel drückt auf die Stimmung. Rund 60 Prozent der Unternehmen melden Probleme bei der Besetzung offener Stellen. „Die Sorge ist groß, dass sich der Fachkräftemangel von einer gravierenden Herausforderung zu einem regelrechten Wachstumshemmnis entwickelt“, erklärt Hensel.

Sperrung der A45 als Konjunkturbremse

Zusätzlich drosselt die Sperrung der A45 bei Lüdenscheid die Erwartungen der südwestfälischen Wirtschaft. Die von der SIHK befragten Unternehmen sehen die Sperrung als Risiko für die Standortentwicklung. Gestiegene Transportkosten, ein höherer Planungsaufwand, längere Anfahrtszeiten der Mitarbeiter, sinkende Arbeitgeberattraktivität, steigende Kosten, schwierigere Logistik: Wir beginnen langsam zu erahnen, wie nachhaltig die kleinen Risse im Brückenbeton die bisherigen Standortvorteile Südwestfalens untergraben“, so der Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, Klaus Gräbener.

wsp

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