
Kreis gibt Wölfin zum Abschuss frei
Der Kreis Wesel hat die Tötung der Wölfin Gloria im Wolfsgebiet Schermbeck erlaubt. Kritik an der Entscheidung kommt von Umweltverbänden.
Zweck der heute (22.12.) in Kraft tretenden Allgemeinverfügung des Kreises sei die zielgerichtete Tötung eines Wolfes mit dem Ziel, die Wölfin GW954f zu entnehmen, heißt in der Mitteilung des Kreises Wesel. Dabei handelt es sich um die Wölfin Gloria, die in der Region rund um Schermbeck und Bottrop für eine große Zahl an Nutztierrisse verantwortlich ist. Allein im Zeitraum vom 27. September bis 24. Oktober wurden durch Genanalysen sechs Vorfälle mit der Wölfin nachgewiesen.
Die Abschussgenehmigung gilt zunächst bis zum 15. Februar 2024. Die Entnahme des Tieres sei ausschließlich besonders geeigneten, sachkundigen Personen vorbehalten, die hierfür vom Kreis Wesel beauftragt sein müssen, heißt es weiter. Wer genau damit gemeint ist und wer die Wölfin nun jagen soll, ist aber nicht eindeutig geklärt.
Seit 2018 gibt es in Nordrhein-Westfalen ein Wolfsgebiet. Damals wurde die Wölfin „Gloria“ rund um Schermbeck sesshaft. In diesem Dossier erfahren Sie mehr über Wolfsgebiete, Schutzmaßnahmen und den Wolf als größten Beutegreifer in Westfalen. Hier geht es zum Dossier.
Der NABU Bottrop kritisiert die Entscheidung. Er lehnt einen Abschuss aus verschiedenen Gründen ab. „Die Jagd auf Wölfin Gloria – immerhin ein Tier einer streng geschützte Art – ist eröffnet“, sagt Rolf Fricke vom NABU Bottrop „Soweit hätte es nicht kommen dürfen und müssen, wenn in den letzten sechs Jahren mehr Tierhaltende der Verantwortung zum Schutz ihrer Tiere durch empfohlene Herdenschutzmaßnahmen nachgekommen wären. Das technische Wissen und die finanzielle Förderung sind vorhanden, es fehlt – von tollen, beispielgebenden Ausnahmen abgesehen – einfach der Wille.“
Strittig ist auch, was passiert, wenn ein Wolf getötet wird und sich herausstellt, dass es sich nicht um die Wölfin Gloria handelt. In diesem Fall soll ein weiterer Wolf getötet werden. Das Szenario ist nicht unrealistisch, da Gloria keine unverwechselbaren Kennzeichen aufweist. Der NABU erklärt zudem, dass ein kürzlich für die Landesregierung erstelltes Rechtsgutachten ergab, dass 80 Prozent der Nutztierrisse durch Wölfe in der Region hinter mangelhaften Zäunen stattfanden.
jüb, wsp