Gemeinsam mit Oliver Nickel von der Gedenkstätte Stalag 326 (l.) präsentierten (v.l.n.r.) LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Archäologe Dr. Sven Spiong (stehend), LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind und Grabungsleiter Dr. Markus Messerschmidt die Funde. Foto: LWL/F. Kronfeld
03.09.2019

Kriegsgefangenenlager Stukenbrock: Archäologen präsentieren Funde

Archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände des früheren Stammlagers 326 VI K bei Schloß Holte-Stukenbrock bei Gütersloh haben mehr als 1000 Funde zutage gefördert, die von den Lebensverhältnissen sowjetischer Kriegsgefangener zeugen. Das Stammlager war im Zweiten Weltkrieg ein zentrales Aufnahmelager, in dem Schätzungen zufolge 65.000 Menschen starben.

Die Ausgrabungen fanden im Vorfeld von Bauarbeiten auf dem Gelände statt, das heute als Ausbildungszentrum der Polizei genutzt wird. Beteiligt war der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Zu den bewegendsten Funden der Archäologen zählen Proviantdosen aus Blech: In die Unterseiten haben die Kriegsgefangenen während ihrer Haft Bilder und Worte eingeritzt. Eine Dose zeigt einen Hof, der in einer bewaldeten Berglandschaft liegt; dabei könnte es sich um das Heimatdorf eines Kriegsgefangenen handeln, vermuten die Archäologen. Neben diesen persönlichen Funden, zeugen andere Objekte vom militärischen Kontext: Ein sowjetischer Stahlhelm und eine Säbelscheide unbekannter Herkunft sowie belgische Uniformknöpfe. Sie veranschaulichen, dass gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auch Gefangene anderer Nationen im sogenannten Stalag untergebracht waren.

„Die Forschung an Tatorten des Nationalsozialismus ist ein wichtiges Anliegen des LWL“, erklärt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Die Ausgrabungen im Stalag 326 haben gezeigt, dass die Archäologie hierzu wichtige Beiträge leisten kann.“

Langfristig soll eine Auswahl der Funde in der Gedenkstätte der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Gemeinsam mit dem Förderverein Gedenkstätte Stalag Senne möchten wir die Geschichte dieses Ortes der Gesellschaft präsent machen“, sagte Rüschoff-Parzinger.

wsp

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