Bei der "Hinterland of Things"-Konferenz Anfang 2020 in Bielefeld: Moderatorin Ina Karabasz mit Dr.-Oetker-Chef Dr. Albert Christmann und Start-up-Investor Filip Dames. Foto: Benni Janzen
30.05.2022

„Krisenjahre sind gut für Gründer“

Nach zwei Jahren Pause trifft sich die Start-up-Szene am 1. Juni wieder zur „Hinterland of Things“Konferenz in Bielefeld. Gastgeber Dominik Gross von der Founders Foundation spricht im Interview über Gründer, den ostwestfälischen Mittelstand und den Corona-Faktor.

Herr Gross, wie wird die „Hinterland“-Konferenz nach zwei Corona-Jahren aussehen?
Wir erwarten etwa 1500 Menschen aus der Start-up-Szene und dem Mittelstand, die sich allesamt für die Teilnahme an der Konferenz beworben haben. Die Vorfreude ist riesig. Viele sind der Online-Formate müde geworden und freuen sich auf Gespräche vor Ort. Für Diskussionen, Workshops und Gespräche werden wir in diesem Jahr mehr Raum bieten und auch Angebote unter freiem Himmel rund um den Lokschuppen in Bielefeld machen.

Dominik Gross

Dominik Gross

Was macht die Konferenz aus?
Zur DNA der „Hinterhand of Things“-Konferenz gehört, dass junge Gründer und Vertreter etablierter Unternehmen zusammenkommen. So ist beispielsweise mit Klemens Haselsteiner der zukünftige Chef des Baukonzerns Strabag auf der Bühne und trifft dort auf den Startup-Unternehmer Christian Hülsewig, der mit Schüttflix eine digitale Plattform für den Transport von Schüttgut aufgebaut hat. Ein Highlight wird sicherlich der Auftritt von Carl Henderson, der im Silicon Valley das Tech-Unternehmen Slack gegründet hat, und sich sehr für den „German Mittelstand“ interessiert.

„Celebrating Entrepreneurship Together“ lautet das Konferenzmotto. Um welche Themen geht es?
Die Breite der Themen hat deutlich zugenommen. Es wird längst nicht mehr nur über Lösungen für Unternehmen diskutiert. Nicht zuletzt durch die neue Bundesregierung sind die Themen Klima und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft stärker angekommen. Der Ukraine-Krieg hat die Auswirkungen der Außenpolitik auf Lieferketten und die damit verbundenen Abhängigkeiten noch einmal in den Fokus gerückt. Und auch soziale Innovationen, zum Beispiel für den Bildungsbereich, beschäftigen die Start-up-Szene. Die Herausforderungen können nur gemeinsam bewältigt werden.

Welche Bedeutung haben Start-ups für große Unternehmen?
Durch Corona hat der Innovations- und Digitalisierungsdruck bei Unternehmen zugenommen. Das hat dazu beigetragen dass Start-ups heute ernster genommen werden als es vielleicht vor fünf Jahren der Fall war. In der Unternehmenskultur und in der Einstellung des Mittelstands hat sich in den letzten fünf Jahren viel getan. Es gibt mittlerweile viele Beispiele für nachhaltige Geschäftsbeziehungen zwischen Start-ups und Mittelstand, gerade auch in OWL. Eine große Übernahme hat sich übrigens vor zwei Jahren auf der Hinterland-Konferenz angebahnt. Damals traf Dr.-Oetker-Chef Dr. Albert Christmann auf dem Podium auf einen der Investoren von dem Start-up Flaschenpost. Einige Monate später kaufte Dr. Oetker dann Flaschenpost.

Wie sind Start-ups durch die Pandemie gekommen?
Wie bei vielen Unternehmen gab es zu Beginn der Pandemie auch bei Start-ups eine große Unsicherheit. Förderprogramme des Landes haben in dieser Phase geholfen, die Liquidität zu sichern. Es hat sich dann aber schnell gezeigt, dass Start-ups sehr agil sind und sich schnell auf neue Situation einstellen können. Krisenjahre sind gut für Gründer, das sehen wir nicht zuletzt daran, dass die Zahl und auch der Erfolg der Gründer in Ostwestfalen-Lippe zugenommen hat. Ein tolles Beispiel dafür ist das Start-up Valuedesk. Die Absolventen der „Founders Foundation“ Startup-Programme haben eine Software entwickelt, die in Unternehmen Ideen zur Kostenersparnis zusammenführt. Ende 2020, also mitten in der Pandemie, haben die Gründer über drei Millionen Euro an Risikokapital von Investoren erhalten.

Gerade der Bildungssektor gilt als Digitalisierungsbaustelle. Gibt es in diesem Bereich Innovationen aus der Start-up-Szene?
Im Lockdown haben viele Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende erlebt, dass Schulen und Hochschulen in Sachen Digitalisierung vor großen Herausforderungen stehen. Mit der Initiative EdTech Next bauen wir nun an der „Founders Foundation“ in Bielefeld ein Start-up-Programm speziell für Gründer aus dem Bildungsbereich auf. Dabei werden wir vom Land NRW mit drei Millionen Euro gefördert. Unser Ziel ist es, innovative Geschäftsideen frühzeitig zu fördern, so dass sie weiterentwickelt werden und landesweit an Schulen oder auch in Unternehmen umgesetzt werden können. Wir sind überzeugt, dass die Ideen von Start-ups der Schlüssel für eine nachhaltige, digitale Zukunft sind – gerade auch im Bildungsbereich.

Interview: Annette Kiehl, wsp

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