Kritik an Biozideinsatz gegen Eichenprozessionsspinner
Städte und Gemeinden beginnen mit der vorbeugenden Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Vom BUND kommt heftige Kritik an den Sprüheinsätzen.
Das Landesumweltministerium hatte neben anderen Maßnahmen auch Biozid-Sprüheinsätze gegen den Eichenprozessionsspinner (EPS) in einem am Wochenende veröffentlichten Praxisleitfaden empfohlen. Dafür findet der Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Holger Sticht, deutliche Worte: „Die Empfehlung zum Einsatz von Bioziden, die keine ausreichende Wirksamkeit aufweisen und gleichzeitig alle anderen Schmetterlingsarten abtöten, ist in Zeiten des Insektensterbens eine unverantwortliche Fehlleistung des NRW-Umweltministeriums“.
Der Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner hat in den Kommunen Westfalens inzwischen begonnen. Über den Winter wurden in besonders betroffenen Gebieten Nisthilfen zum Beispiel für Meisen angebracht. Meisen gehören zu den Vögeln, die die Larven des Eichenprozessionsspinners in einer bestimmten Entwicklungsphase fressen.
Münster besprüht 4000 Eichen
Die Stadt Münster fährt in diesen Tagen zudem die ersten Biozid-Sprüheinsätzen. An rund 4000 Eichen an 130 Standorten im gesamten Stadtgebiet beginne die vorsorgliche EPS-Bekämpfung. Bekämpfungsschwerpunkte sind Orte, die im vergangenen Jahr besonders stark befallen waren, die in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern liegen oder an denen eine mechanische Bekämpfung extrem aufwendig sei, so die Stadt weiter.
Erfahrungsgemäß sei das verwendete Präparat bereits nach kurzer Zeit eingetrocknet und dann ungefährlich. Bienen werde das Präparat nicht gefährlich und es schone auch andere Nützlinge, heißt es. „Dennoch handelt es sich um einen erheblichen Eingriff in den Naturkreislauf. Nicht nur der Eichenprozessionsspinner, auch andere Falterraupen können vernichtet werden“, erläutert Andreas Lambert von der Fachstelle Stadtbäume in Münster.
Biozide schaden auch anderen Insekten
In Herten und Recklinghausen wird eine spezielle „Spitzbrühe“ aufgebracht. Sie enthält das Margosa-Extrakt aus dem tropischen Neembaum. Der Wirkstoff werde direkt nach dem Massenschlupf der Raupen aufgesprüht und von diesen durch Fressen der behandelten Blätter aufgenommen, teilt die Stadt Herten mit. Doch auch dieser Wirkstoff könne auch allen anderen Insekten schaden, so der BUND.
In den vergangenen Jahren hatte die Beseitigung der Raupen des Eichenprozessionsspinners vielen Kommunen eine große Summe Geld gekostet. Betroffen waren vor allem das Münsterland und Städte im Ruhrgebiet. Die Brennhaare, die die Raupen in einem bestimmten Entwicklungsstadium entwickeln, können beim Menschen schwere allergische Reaktionen wie Haut- und Augenreizungen sowie Atemnot hervorrufen. Dies rechtfertige eine Bekämpfung, so der BUND. „Der Einsatz von Bioziden sollte dabei aber auf begründete Ausnahmefälle wie Kindergärten und Spielplätze beschränkt bleiben. Der Einsatz im Wald, wie ihn Umweltministerin Heinen-Esser empfiehlt, gehört fraglos nicht dazu“, sagt Sticht.
wsp