Kritik an neuen Gleisen
Die Deutsche Bahn hat mögliche Trassenkorridore für den Ausbau der Bahnstrecke Hannover-Bielefeld vorgestellt. Politik und Landwirte sehen die Varianten kritisch.
Zwölf mögliche Trassenverläufe für die geplante Schnellstrecke hat die DB präsentiert. Von Hannover verlaufen alle Varianten bis zum Dorf Groß-Munzel kurz vor der Autobahn A2 ähnlich. Die neuen Gleise überqueren südlich vom Mittellandkanal den Lohnder Bach und verlaufen nahe entlang der Laubwälder. Auf dem folgenden Streckenabschnitt gibt es Unterschiede. Es gibt sechs „Schaumburger-Börde-Varianten“, die durch die Schaumburger Börde bis Bückeburg führen. Drei sogenannte „Bückeberg-Varianten“ verlaufen durch den Bückeberg und drei „Auetal-Varianten“ führen durch das Auetal bei Rinteln. Das Wesergebirge wird in Porta Westfalica bei zwei Varianten durchfahren oder, im Fall der weiteren Varianten, untertunnelt. Ab Herford verlaufen die Gleise bei fünf Varianten nahe an der bestehenden Bahnstrecke. Andere Varianten sehen bis Bielefeld über weite Strecken Tunnel vor. Die Trassen-Korridore sollen nun öffentlich online und vor Ort erörtert werden, heißt es von der DB. Die Favoriten aus diesem Prozess würden schließlich genauer geplant werden.
„Kein Ausbau der Bestandsstrecke berücksichtigt“
Die Pläne der DB werden in der betroffenen Region kritisch aufgenommen: „Es ist absolut unverständlich, warum keine der Trassenvarianten den von allen Vertreterinnen und Vertretern der Region einhellig geforderten Ausbau der Bestandsstrecke berücksichtigt. Damit wird einmal mehr deutlich, dass das so genannte Beteiligungsverfahren der Deutschen Bahn diesen Namen nicht verdient“, heißt es von den SPD-Bundestagsabgeordneten Jürgen Berghahn (Lippe), Dr. Wiebke Esdar (Bielefeld), Achim Post (Minden-Lübbecke), Stefan Schwartze (Herford/Bad Oeynhausen) und Marja-Liisa Völlers (Nienburg-Schaumburg). Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband Ostwestfalen-Lippe kritisiert ebenfalls das Vorgehen der DB. Der Konzern habe die Trassenkorridor-Varianten überraschend veröffentlicht und die betroffene Region überrumpelt, so die Landwirte. Bei allen zwölf Varianten sei die Landwirtschaft sehr stark betroffen, entweder mit landwirtschaftlichen Acker- und Grünlandflächen oder mit Hofstellen. Tunnel und Brücken hätten zudem Auswirkungen auf das Grundwasser bzw. auf das Landschaftsbild in der Region. „Wie alle anderen gesellschaftlichen Gruppen in der Region steht die Landwirtschaft für einen fairen Dialog, aber nicht für so eine Verfahrensweise der Bahn“, so Hermann Dedert, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford-Bielefeld.
Ziel des „Mammut-Bauprojektes“ der DB ist es, die Fahrtzeit zwischen den beiden Städten Hannover und Bielefeld von 48 auf 31 Minuten im Fernverkehr zu senken und Engpässe aufzulösen. Gegen den geplanten Streckenausbau gab es bereits in der Vergangenheit Proteste. Umweltverbände, aber auch Vertreter aus Politik und Landwirtschaft kündigten die Zusammenarbeit mit der DB im Planungsdialog, weil sie eine Vorfestlegung des Konzerns auf einen Neubau der Strecke sahen. Dieser würde wertvolle Schutzgebiete durchschneiden und versiegeln, hieß es.
An der Bestandsstrecke zwischen Hamm und Hannover finden ab dem 16. August bis zum 6. September umfangreiche Bauarbeiten statt. Während der Vollsperrung werden unter anderem Brücken, Oberleitungen, Gleisen und Weichen repariert oder ausgetauscht. Damit entfallen die ICE- und IC-Halte in Gütersloh, Bielefeld, Herford, Bad Oeynhausen und Minden. Die Fernzüge werden umgeleitet, damit verlängert sich die Fahrzeit deutlich, im Regionalverkehr werden die gesperrten Abschnitte mit Bussen überbrückt.
aki, wsp