Die Zeit des Lernens beginn wieder. In einigen Städten Westfalens fehlen jedoch Lehrerinnen und Lehrer. Foto: Klingberg / pixelio.de
11.08.2022

„Kritische Situation“

Rund 80.000 Kinder in Westfalen erleben heute ihren ersten Schultag. In einigen Ruhrgebietsstädten herrscht Lehrermangel.

Im ländlichen Raum ist die Situation vergleichsweise entspannt. In Ostwestfalen-Lippe werden nur wenige neue Lehrkräfte gesucht. Von 18.721 zugewiesenen Lehrerstellen sind 18.582 besetzt, zeigt die Statistik. Grund dafür sei eine „vorausschauende Einstellungspraxis“ an den ostwestfälischen Schulen, begründet die Bezirksregierung Detmold. Es gibt jedoch Unterschiede bei der Versorgung der Schulformen. So beträgt die Personalausstattung an den Förderschulen lediglich 98,28 Prozent während sie bei allen anderen Schulformen zwischen 100 und 106 Prozent liegt. Auch bei der oftmals kritischen Besetzung von Schulleiterstellen sei die Situation entspannt: 93 Position der Leitungspositionen seien besetzt; einige vakante Stellen würden derzeit vergeben, so die Bezirksregierung. 

Lehrermangel im nördlichen Ruhrgebiet

Anders sieht die Situation im Regierungsbezirk Münster aus. Insgesamt wurden 2022 in der Region 707 von 1184 freien Stellen besetzt. Das entspricht über alle Schulformen einer Besetzungsquote von 60 Prozent. Insbesondere in den Ruhrgebietskommunen Gelsenkirchen, Bottrop und im Kreis Recklinghausen werden neue Lehrkräfte gesucht, so die Bezirksregierung Münster. In Gelsenkirchen — dort sind aktuell 110 Stellen unbesetzt – hat das an einigen Schulen zur Folge, dass Nachmittagsunterricht ausfällt oder Lehrkräfte die Leitung von zwei Klassen gleichzeitig übernehmen müssen, wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtet. Die Bezirksregierung berichtet von unterschiedlichen Maßnahmen, mit denen Lehrerinnen und Lehrer dort zum Einsatz gewonnen werden. Unter anderem haben Pensionäre die Möglichkeit, befristet an die Schulen zurückzukehren. Außerdem wird Lehrkräften angeboten, im Rahmen des „Münsteraner Modells“ für zwei Jahre an sogenannte Bedarfsschulen in Gelsenkirchen zu gehen, um dann an eine „Wunschschule“ zu wechseln. Doch trotz dieser Maßnahmen heißt es bei der Bezirksregierung: Der Lehrermangel bleibe „eine langfristige Herausforderung“.

Im Regierungsbezirk Arnsberg sind knapp 94 Prozent der insgesamt rund 32.100 Lehrerstellen besetzt. 753 Stellen befinden sich in der Ausschreibung. Auch hier gibt es einen besonders großen Bedarf an Lehrkräften an Grund- und Förderschulen. Es gebe eine kritische Situation mit Blick auf einige Schulformen und Regionen, berichtet ein Sprecher der Bezirksregierung. 

Mehrere Verbände fordern mehr Personal an den Schulen. Chancengleichheit für Kinder sei nur mit ausreichenden und gut ausgebildeten Fachkräften zu erreichen, betonte die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW, Ayla Çelik. Besonders Schülerinnen und Schüler aus sozio-ökonomisch schlechter gestellten Haushalten seien von Mangel an Lehrkräften betroffen. Es brauche unter anderem eine Entlastung der Pädagogen von Verwaltungsaufgaben. Der Arbeitsplatz in Schule sowie auch in Kitas müsse attraktiver werden, fordert Celik. Sie verlangt große Schritte. Die schwarz-grüne Landesregierung müsse eine „Trendwende“ in der Bildungspolitik einleiten, heißt es von der Gewerkschaft.

wsp

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