08.04.2013

Kulturagenda Westfalen: Freudenberg plant, wie die Kulturstadt der Zukunft aussehen könnte

Westfalen (wh). Eine lebendige Kulturszene, viele Künstler und Engagierte " doch wenig Koordination und knappe Finanzen: So lautete Anfang des Jahres eine erste Diagnose zum Kulturleben in der sauerländischen Stadt Freudenberg. Nun arbeiten Kulturschaffende, Bürger, Verwaltungsvertreter und Unternehmer gemeinsam daran, diese Situation zu verbessern.

Als Pilotkommune nimmt Freudenberg an der Kulturagenda Westfalen teil. Der Kulturplanungsprozess soll helfen, das kulturelle Leben auch in Zukunft zu sichern und die Kleinstadt lebenswert zu erhalten. "Wie können wir als Kommune im Nothaushalt noch Veranstaltungen betreiben?", fasst Jens Benner von der Stadtverwaltung ein Problem zusammen. Er ist neben der Kultur auch für Tourismus und Stadtmarketing zuständig, sodass für die Koordination des Kulturlebens nur wenig Zeit bleibt.

Diese Probleme sind typisch für kleine Städte im ländlichen Raum, deshalb soll der Planungsprozess in Freudenberg zum Modell für vergleichbare Kommunen werden. Bereits jetzt beobachten die Städte Hiddenhausen und Netphen die Kulturagenda in der sauerländischen Stadt, um Anregungen für die eigene Planung zu erhalten.

Konzipiert wurde die Kulturagenda Westfalen von dem Osnabrücker Kulturberater Reinhart Richter. Dabei werden acht Pilotplanungsprozesse durchgeführt, um für möglichst viele unterschiedliche Kommunen Hilfestellungen zu geben. Richter moderiert und betreut vor Ort in den Pilotkommunen die Diskussionen und Planungen im Prozess. Dazu zählen zum Auftakt eine Analyse der Stärken und Schwächen des Kulturlebens, bei der motivierende Zukunftsbilder entstehen sollen, sowie eine Zielkonferenz und eine offene Werkstatt, in der konkrete Pläne und Maßnahmen entwickelt werden. "Die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass nicht nur Verwaltungen über die Kultur bestimmen, sondern eine mündige Bürgergesellschaft engagiert mitentscheidet und an der Umsetzung mitwirkt", erklärt Richter die Idee der Agenda.

Kern der Planungen ist somit, dass sich nicht nur hauptamtliche Kulturmanager und -politiker beteiligen, sondern Menschen, die auf verschiedene Arten am Kulturleben der Stadt teilhaben.

In Freudenberg sind dies etwa 50 Bürger, die rund vier Tage in diese Idee investieren. "Viele kommen skeptisch zur ersten Veranstaltung, merken dann aber, dass es Spaß macht und gewinnreich ist, sich auszutauschen und gemeinsam Ziele zu entwickeln", berichtet Richter. Dabei geht es zum Beispiel um eine bessere Vernetzung der 16 Ortschaften und dem Zentrum, um neue Konzepte für das Ehrenamt aber auch um die Frage, wie Unternehmen das Kulturleben unterstützen können " über das klassische Sponsoring hinaus.

Denn Kultur ist für eine Stadt wie Freudenberg kein Selbstzweck und kein Luxus, ist Richter überzeugt: "Der Erhalt einer Kulturinfrastruktur ist gerade für eine Stadt im ländlichen Raum, und auch für die Unternehmen dort, eine Frage des Überlebens. Es geht darum, attraktiv für Bürger und eben auch für qualifizierte Arbeitskräfte zu sein."

Die Kulturagenda Westfalen wird vom Projekt "Kultur in Westfalen" koordiniert und betreut. Angesiedelt beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe, will das Büro Kunst und Kultur in Westfalen stärken und damit zur Profilbildung der Region beitragen. Bei der Westfälischen Kulturkonferenz am 19. April 2013 in Emsdetten wird eine Zwischenbilanz der Kulturagenda gezogen.

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