Kulturangebote für Ältere werden wichtiger – die Kunsthalle Bielefeld zählt zu den Pionieren
Westfalen (wh). Die westfälische Bevölkerung wird älter und dadurch weniger: Der demografische Wandel wirkt sich auf Museen, Theater und andere Kultureinrichtungen in Westfalen aus. Bei der 6. OWL Kulturkonferenz diskutierten rund 200 Kulturakteure und Fachleute, wie sich Angebote und Strukturen verändern müssen.
Zu den Pionieren zählt die Kunsthalle Bielefeld. Das Museum gehörte 2010 zu den ersten Häusern, die Führungen für Demenzkranke in das Programm aufgenommen haben. Dafür arbeiteten sie mit einem Kulturgeragogen, also einem speziellen Kulturvermittler für ältere Menschen, zusammen.
"Wenn wir langfristig bestehen wollen, dann müssen wir für alle Altersgruppen attraktiv sein und uns in der Vermittlungsarbeit eben nicht nur auf ein junges Publikum konzentrieren. Bei einigen Ausstellungen sind 60 Prozent der Besucher bereits über 60 Jahre alt", beschreibt Matthias Albrecht von der Kunsthalle Bielefeld die Notwendigkeit. Das lebenslange Lernen und die Entwicklungspotenziale eines Menschen prägen die Philosophie der Bielefelder Angebote.
Diese orientieren sich nicht nur an den besonderen körperlichen und geistigen Bedürfnissen von Senioren, sondern auch an deren Vorlieben. "Wir sprechen zum Beispiel nicht mehr von Seniorenführungen, sondern von "Kunst in Ruhe" für die Generation 55 plus und kombinieren die Führung mit einem Kaffeetrinken oder auch mit einem kleinen Abendessen, um auf verschiedene Wünsche einzugehen", erklärt Albrecht und betont: "Wir können in Zukunft nur erfolgreich sein, wenn wir genau hinhören."
Der demografische Wandel ist gerade für westfälische Regionen wie das Ruhrgebiet, das Sauerland und Ostwestfalen von besonderer Bedeutung, zeigen Statistiken. So wird es 2030 in Ostwestfalen voraussichtlich 40 Prozent mehr Menschen im Alter über 80 Jahren geben, verglichen mit 2012. Das mittlere Alter wird von aktuell 44 auf 49 Jahre steigen.