Das Deutschlandticket soll im kommenden Jahr teurer werden. Foto: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont
26.09.2024

„Kunden sind empfindlich, wenn es um Preise geht“

Die Verkehrsminister haben beschlossen, dass das Deutschlandticket ab 2025 um neun Euro teurer werden soll. Statt 49 Euro wird es dann 58 Euro kosten. Wir haben mit Matthias Hehl, Geschäftsführer im WestfalenTarif, darüber gesprochen, was das für den Nahverkehr in der Region bedeutet.

Herr Hehl, das Deutschlandticket bleibt, wird aber teurer. Mit welchen Konsequenzen?
Eine Preiserhöhung um neun Euro, also 18 Prozent, klingt vielleicht moderat, tatsächlich liegt sie aber über den Preiserhöhungen, die in der Vergangenheit bei Ticket- oder auch Abopreisen üblich waren. Aus dieser Erfahrung wissen wir, dass die Kundinnen und Kunden im Nahverkehr durchaus empfindlich sind, wenn es um die Preise geht. Erhöhungen werden durch Kündigungen bestraft. Das bedeutet, dass einige Fahrgäste dann doch ins Auto umsteigen. Damit müssen wir mit Blick auf das Deutschlandticket ebenfalls rechnen. Das macht uns hinsichtlich der Verkehrswende und dem Klimawandel Sorgen.

Matthias Hehl ist Geschäftsführer der WestfalenTarif GmbH mit Sitz in Bielefeld. Foto: WestfalenTarif GmbH

Matthias Hehl ist Geschäftsführer der WestfalenTarif GmbH mit Sitz in Bielefeld. Foto: WestfalenTarif GmbH

Sie haben in der Vergangenheit eine mangelhafte Finanzierung des ÖPNV beklagt. Wird das durch die Preiserhöhung besser?
Mit der Einführung des Deutschlandtickets sind zahlreiche Kundinnen und Kunden aus Monatsabos in das deutlich günstigere Deutschlandticket gewechselt. Um diese finanziellen Verluste auszugleichen, haben Bund und Länder Zuschüsse von insgesamt drei Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt. Das bedeutet für 2025 aber immer noch eine erhebliche Finanzlücke. Da weder der Bund noch die Länder und auch nicht die Kommunen die Zuschüsse erhöhen wollen, werden nun die Fahrgäste über die Preiserhöhung ihren Beitrag leisten. Das verschafft uns nun immerhin eine gewisse Planungssicherheit und ermöglicht es, das Deutschlandticket im nächsten Jahr weiter anbieten zu können.

Wird das Angebot an Bus- und Bahnverbindungen ausgebaut?
Das würde ich mir sehr wünschen, denn wir wissen, dass ein Mehr an Angebot einen sehr positiven Effekt auf die Nachfrage nach Tickets hat. Leider sehen wir zurzeit eher einen gegenteiligen Trend. In den vergangenen Jahren wurde im ÖPNV zu wenig in die Infrastruktur investiert. Um diese nun wieder zu ertüchtigen, gibt es mehr Baustellen und das bedeutet für einige Fahrgäste effektiv weniger Bus- und Bahnverbindungen. Hinzu kommt, dass aufgrund von Personalkostensteigerungen sowie gestiegenen Bau- und Anschaffungspreisen die Kosten gestiegen sind. Daher werden die Einnahmen aus dem Deutschlandticket nicht ausreichen, um das Angebot auszubauen. Dafür bräuchte es größere Investitionen.

Interview: Annette Kiehl, wsp

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