Herrmann Stenner, Kaffeegarten am Ammersee, 1911, Öl auf Leinwand. Ein Werk aus der Sammlung Bunte. Copyright: Freundeskreis Hermann Stenner e.V.
16.12.2022

Kunstsammlung Bunte vor Verkauf

Die Kunstsammlung von Hermann-Josef Bunte soll im kommenden Jahr versteigert werden.  Eine Initiative will den Verkauf der darin enthaltenen Gemälde des Bielefelder Malers Hermann Stenner verhindern.

Stenner (1891-1914) zählt zu den berühmtesten westfälischen Künstlern. Geboren als Sohn eines Malermeisters in Bielefeld, starb er mit nur 23 Jahren im Ersten Weltkrieg. Das Oeuvre des Malers und Grafikers gehört jedoch zu den bedeutendsten Werken der frühen Moderne. Sein Werk wird unter anderem im ihm gewidmeten Kunstforum Hermann Stenner in Bielefeld ausgestellt. Die Kunsthalle Bielefeld richtete im März dieses Jahres das Hermann-Stenner-Archiv ein, das sich der Erforschung und Dokumentation von Stenners Schaffen widmet. Einige Schlüsselwerke, darunter das Gemälde „Kaffeegarten am Ammersee“ (1911), das beispielhaft den Übergang vom Impressionismus zum Expressionismus markiert, sind Teil der Sammlung des Bielefelder Rechtswissenschaftlers Bunte. Die Arbeiten sollen versteigert werden, bestätigt das Auktionshaus Ketterer in München.

„Unschätzbarer kultureller Wert“

Mehrere Persönlichkeiten der Bielefelder Kunstszene befürchten nun, dass Stenners Werk durch den Verkauf aus der Öffentlichkeit verschwinden könnte. Götz Keitel, Vorsitzender des Freundeskreises Hermann Stenner und Großneffe des Künstlers, macht im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL deutlich: „Hermann Stenner ist der bekannteste und wichtigste Bielefelder Maler. Wird sein Werk in der Auktion in alle Welt verkauft, möglicherweise von anonymen Sammlern als Kapitalanlage, geht ein unschätzbarer kultureller Wert verloren.“ Stenners Skizzen, Aquarelle und Gemälde seien regelmäßig in Museumsausstellungen zu sehen und dienten der Erforschung des Werks, unter anderem im Archiv der Kunsthalle Bielefeld, so Keitel. 

Auch Friedrich Meschede, ehemaliger Leiter der Kunsthalle Bielefeld, warnt vor einer Zerschlagung der Stenner-Sammlung. In einem offenen Brief, aus dem die „Neue Westfälische“ zitiert, verweist Meschede auf den Abzug anderer großer Sammlungen aus der Stadt, darunter die Sammlungen Oetker, Kerber und Teutloff. „Der Verlust der Sammlung Stenner wäre dabei vielleicht sogar der größte in dieser Genealogie, denn Stenner steht für Bielefeld wie kein anderer, mit dieser Sammlung gibt es Bielefeld.“

Um den Verlust der Stenner-Werke zu verhindern, will der Freundeskreis Hermann Stenner im Januar eine Initiative starten. „Es geht darum, die Öffentlichkeit und dabei vor allem auch Politik und Wirtschaft in Bielefeld für den kulturellen Wert zu sensibilisieren“, sagt Keitel. Ein mögliches Ziel sei es, die Sammlung mithilfe einer Spendenaktion zu erwerben und für die Stadt zu erhalten.

Annette Kiehl, wsp

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