Land kürzt bei der Kultur
Das Regionale Kultur Programm, die Tanzszene in NRW und auch Filmfestivals müssen 2025 mit weniger Landesmitteln zurechtkommen – mit Konsequenzen für ländliche Räume.
Die NRW-Landesregierung plant für das kommende Jahr einen Rekordhaushalt von rund 105 Milliarden Euro. Kultur- und Wissenschaftsministerin Ina Brandes kündigte „sehr moderate Kürzungen“ in der Kultur an. Der Etat soll von 315 auf 310 Millionen Euro sinken. Angesichts von Kostensteigerungen für Tarifbeschäftigte, Honorare und Energie setzt dies die Kulturszene jedoch bereits unter Druck. Und: Einige Netzwerke, Projekte und Einrichtungen stehen angesichts fehlender Mittel vor dem Aus. Der Kulturrat NRW kritisiert: Es werde vom Land „teils drastisch und kurzfristig gekürzt.“ Spürbar sind die Auswirkungen der Sparpolitik schon jetzt beim Regionalen Kultur Programm (RKP), berichtet Andre Sebastian, der als Leiter des Kulturbüros beim Münsterland e.V. für das RKP zuständig ist. Die Projektförderung im Münsterland für 2025 sei um ungefähr 40 Prozent reduziert worden.
Im RKP unterstützt das Land unter anderem das Münsterland Festival und das Holzbläserfestival Summerwinds der GWK; beides Konzertreihen mit großer Strahlkraft. Diese seien vorerst mit einer Landesförderung gesichert. Kleinere Projekte, wie beispielsweise „Stadt.Land.Bühne“, erhalten im kommenden Jahr aber keine Landesgelder. „Ein großer Verlust“, betont Sebastian und erläutert die Bedeutung dieses Projektes: „Es geht darum, Theaterproduktionen der freien Szene aus Münster in die Region zu bringen. Durch die Kürzungen wird es in ländlichen Räumen weniger Bühnenkultur geben. Zudem hat das Projekt dazu beigetragen, Kooperationen zwischen Kommunen zu fördern. Durch die Kürzungen der Fördergelder endet vermutlich auch diese Vernetzung“. Der Kulturrat NRW sieht ebenfalls weitreichende Auswirkungen: „Diese Einschnitte treffen für die Regionen bedeutende Projekte in ländlichen Räumen, in denen das RKP mit seiner Förderung der interkommunalen und interdisziplinären Zusammenarbeit wichtige Impulse leistet und wesentlich auf die kulturelle Infrastruktur vor Ort einzahlt.“
Das RKP hat eine lange Tradition in Nordrhein-Westfalen. Kulturschaffende aus zehn Kulturregionen, vom Münsterland bis Aachen, reichen hier Projektskizzen ein, die nach der Bewertung durch eine Auswahlkommission eine 50-prozentige Landesförderung erhalten können. 2022 hat das RKP sein 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Es sei erfolgreich und „ein Vorbild für andere Bundesländer“, sagte die damalige NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.
Einschnitte bei der Tanz und Film
Hart getroffen von dem Sparprogramm ist die Tanzszene. Neben der internationalen tanzmesse nrw und dem Tanznetzwerk International Dance Service wird nach einem Bericht des Kulturrats NRW auch das Projekt „Tanz OWL“ gestrichen. In einer Kooperation der Städte Bielefeld, Gütersloh, Herford, Paderborn, Minden und Detmold werden unter anderem ein Tanzfestival sowie Performances, Workshops und Tanztheater im öffentlichen Raum veranstaltet. „Der ländliche Raum Ostwestfalen verliert damit ein Leuchtturmprojekt“, kommentiert der Dachverband die Streichung von Fördermitteln.
Schlechte Nachrichten erreichten auch das „blicke filmfestival des ruhrgebiets“, das erst im November seine 32. Ausgabe in Bochum gefeiert hatte. Es wird 2025 keine Förderung mit Landesmitteln erhalten. „Damit bricht die wichtigste Finanzierungsssäule des Filmfestivals weg“, heißt es von den Festivalleiterinnen Alisa Berezovskaya und Katharina Schröder. Die Lücke sei derart groß, dass es vorerst keine 33. Ausgabe geben werde. Auch hier sind die Konsequenzen weitreichend. „Damit droht der Verlust eines filmkulturellen Ankers im Ruhrgebiet, der für viele Filmemacher*innen und Filminteressierte ein Ort des Austauschs, der Vernetzung und der Entwicklung neuer Projekte ist“, heißt es vom Festival.
aki, wsp