Lebensräume für Millionen
Eine Tagung in Paderborn beschäftigt sich mit einer neuen Studie über Dörfer in Westfalen-Lippe. In Diskussionen geht es um Lösungen für die Dörfer von Morgen.
2316 Dörfer gibt es in Westfalen-Lippe. 3,2 Millionen Menschen in der Region (38 Prozent) leben in Dörfern. Das sind zwei der Ergebnisse des großen Forschungsprojekts „Dörfer in Westfalen-Lippe“. Eine Fachtagung stellt am Freitag (7. November) von 10 bis 16 Uhr im Tagungshaus Liborianum in Paderborn die wichtigsten Ergebnisse vor. Veranstalter sind der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der Westfälische Heimatbund e. V. (WHB) und die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK Göttingen).
„Dörfer in Westfalen-Lippe sind weit mehr als nur geographische Einheiten – sie sind lebendige Lebensräume für Millionen Menschen, Orte der Gemeinschaft und Träger regionaler Identität. In einer Zeit des Wandels kommt ihnen eine zentrale Rolle für die Zukunft unserer Region zu“, sagt der Direktor des LWL und Vorsitzende des WHB Dr. Georg Lunemann.
Forschungslücke geschlossen
Wie viele Menschen in Westfalen-Lippe tatsächlich in Dörfern leben, war lange Zeit unklar. Um diese Lücke zu schließen, hat die HAWK im Auftrag der Geographischen Kommission für Westfalen von 2022 bis 2025 das Forschungsprojekt durchgeführt. Im Mittelpunkt stand eine Erfassung aller dörflichen Siedlungen in der Region. Zudem haben die Forschenden Daten zur politischen Partizipation, zur Bedeutung des Ehrenamts und zur Qualität der Daseinsvorsorge erhoben.

Auf der Tagung werden die Ergebnisse der Studie „Dörfer in Westfalen-Lippe. Bestandsaufnahme und Situationsanalyse“ vorgestellt. Foto: LWL
Ein Ergebnis der Forschung besagt, dass bürgerschaftliches Engagement heute ein wesentlicher Entwicklungsfaktor für Dörfer ist. Engagierte vermissen allerdings oft eine Anerkennung und Wertschätzung sowie eine Unterstützung bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit.
Fokus auf Vorzüge des Dorflebens
Die Tagung biete die Gelegenheit, tragfähige Lösungen für die Dörfer von Morgen zu entwickeln, hofft Lunemann. „Der in Bezug auf ländliche Räume und Dörfer in der Vergangenheit oft vorherrschende defizitäre Blick hat sich in den vergangenen Jahren verändert, hin zu einer Perspektive, die viel stärker als bisher die Vorzüge und Potenziale wahrnimmt. Diese neue Wahrnehmung ist eine gute Voraussetzung und kann Mut machen, die anstehenden Aufgaben der Dorfentwicklung mit viel Energie und Kreativität anzugehen“, so Prof. Dr. Ulrich Harteisen (HAWK), der die Studie durchgeführt hat.
Auf der Tagung werden die Ergebnisse mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Ehrenamt diskutiert, darunter Altenbekens Bürgermeister Matthias Möllers. Prof. Dr. Karl Martin Born (Universität Vechta) vom Arbeitskreis Dorfentwicklung bei der Deutschen Gesellschaft für Geographie spricht zudem über die Bedeutung einer aktualisierten Dorfforschung für die Weiterentwicklung und Transformation der Dörfer und ländlicher Räume.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen per E-Mail an geko@lwl.org sind noch bis zum 4. November möglich.
wsp