
Leere Manege, kein Standplatz: Circus in der Corona-Krise
Circusunternehmen stehen in der Corona-Krise unter besonderem Druck: Seit März dürfen sie nicht mehr vor großem Publikum auftreten. Hinzu kommt die schwierige Suche nach einem Quartier. In Gladbeck droht der Konflikt zu eskalieren.
Der traditionsreiche Circus Busch aus Berlin steht seit Anfang März auf dem Festplatz in Gladbeck. Eigentlich wollte das Familienunternehmen dort nur wenige Tage für ein Gastspiel im Ruhrgebiet verbringen, dann kam die Corona-Pandemie und der Circus durfte nicht weiterziehen. Drei Mal verlängerte die Stadt Gladbeck die Standgenehmigung, doch im Sommer will die Kommune den Platz für eigene, kleinere Kulturveranstaltungen nutzen. Am 15. Juni soll der Circus Busch den Platz endgültig verlassen. Notfalls soll das Areal geräumt werden, heißt es bei der Stadt.
Wie viele andere kleinere Circus-Unternehmen verfügt die Eigentümerfamilie Scholl über kein Winterquartier, in das sie ausweichen könnte. Seit Mitte März ist der Betrieb praktisch ohne Einnahmen. Hartz-IV-Bezüge und Spenden sichern die Existenz. Die bislang einzige Austrittsmöglichkeit bot Ende Mai ein „Auto-Circus“ in Recklinghausen, bei dem Artisten in einer Art Autokino auftraten, berichtet Natascha Scholl, die gemeinsam mit ihrem Mann den Circus Busch leitet. Die Suche nach einem anderen Platz sei schwierig, sagt sie und bittet die Stadt um eine Verlängerung des Quartiers für die 17 Menschen und 25 Wagen, die zum Circus gehören.

Artisten in der Manege des Circus Busch aus Berlin. Foto: Reinhard Ott
Ralf Huppertz, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Circusunternehmen, berichtet von zahlreichen Circusfamilien, die unter dem Stillstand leiden: „Das Frühjahr ist für Circusse die Hauptsaison, hier sind die Einnahmen komplett weggefallen. Nun ist unklar, wann wieder größere Veranstaltungen möglich sind und ob das Publikum bald wieder zu uns kommt.“ Einige Betriebe haben sich Programme überlegt, um die nächsten Wochen zu überbrücken. So bietet beispielsweise der Circus Probst in Gelsenkirchen Ponyreiten, Streichelzoo und Vorstellungen im Revierpark Nienhausen an.
Huppertz erzählt von großer Hilfsbereitschaft. Viele Landwirte und Anwohner spendeten Futter für Tiere, viele Städte zeigten sich in der Corona-Krise großzügig. „Wir haben viele gute Erfahrungen gemacht und hoffen, dass sich auch für den Circus Busch eine Lösung findet.“
wsp