„Leeze“ ist NRW-Kulturerbe
Drei Bräuche und Traditionen werden in das Landesinventar des Immateriellen Kulturerbes von Nordrhein-Westfalen aufgenommen: Die analoge Fotografie, die Rotwelsch-Dialekte und die Ruhrfestspiele. Damit umfasst die Liste nun 19 Einträge.
Neu ausgewählt wurden drei ganz unterschiedliche Traditionen. Die Rotwelsch-Dialekte sind sogenannte Sonder- oder auch Geheimsprachen, die sich über Jahrhunderte entwickelt und mit den regionalen Dialekten vermischt haben. Beispiele sind die Mindener Buttjersprache, die sich unter Arbeitern, den Buttjern, entwickelte und Begriffe aus Platt, Hochdeutsch und dem Jiddischen enthält. Ähnliches gilt für die Münsteraner „Masematte“, die mit Wörtern wie „Leeze“ (Fahrrad“) und „jovel“ (gut) die Alltagssprache bis heute beeinflusst.
In das Kulturerbe-Verzeichnis aufgenommen wurden auch die Analogfotografie mit Filmen und Sofortbildern sowie die Ruhrfestspiele in Recklinghausen. Das Festival hat eine besondere Geschichte: Im Nachkriegswinter 1946 brachen Hamburger Theaterleute ins Ruhrgebiet auf, um Kohle für die Beheizung ihrer Schauspielhäuser zu erbitten. Für die Hilfe, die sie in Recklinghausen fanden, bedankten sie sich im Folgejahr mit einem Gastspiel, aus dem die Ruhrfestspiele wurden. Der Gedanke der „Kunst für alle“ prägt noch heute die Veranstaltung, die zu den großen Theaterfestivals in Europa zählt.
Beteiligt am Auswahlverfahren für das NRW-Landesinventar des Immateriellen Kulturerbes ist unter anderem die Universität Paderborn. Dort ist an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe angesiedelt.
wsp