Robert Nippoldts Werk über das Berlin der 1920er Jahre. Collage: wsp
31.03.2020

Lichter der Großstadt

Der in Münster lebende Illustrator Robert Nippoldt lässt die „Wilden Zwanziger“ in Berlin lebendig werden. 

Niemand porträtiert Epochen so charmant wie Robert Nippoldt. Der WESTFALENSPIEGEL hatte den in Münster lebenden Illustrator schon einmal vorgestellt. Das war 2009, als Nippoldt gerade sein Buch „Jazz im New York der wilden Zwanziger“ veröffentlicht hatte. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Nicht nur, dass Nippoldt zahlreiche weitere, auch internationale Preise erhielt – unter anderem den Good Design Award, Chicago, den International Book Award, Los Angeles, und den German Design Award –, er arbeitet mittlerweile auch für Magazine und Kunden wie The New Yorker, Le Monde, Die ZEIT, Mercedes-Benz, Reader’s Digest und das TIME Magazine. 

Unlängst ist Nippoldts neues Buch „Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger“ erschienen, und die Presse überschlägt sich mit Superlativen. Nippoldt und sein Koautor, der Schriftsteller und Kulturjournalist Boris Pofalla, hätten ein „herausragendes Werk über bewegte Zeiten“ (Kurier, Wien) vorgelegt und ein „sinnliches Kompendium der Zeit“ (Tagesspiegel, Berlin) geliefert. Das Buch biete „ein großes Panorama der Goldenen Zwanziger“ (Deutschlandfunk Kultur), sei ein „beeindruckendes visuelles Denkmal“ (Zitty, Berlin) und zeige eine „rasende Metropole voll exzessiver Lebenslust, besoffen, freizügig, eklektisch“ (Berliner Zeitung).

„Ein Opus Magnum“

Ein weiteres Zeugnis attestiert: „Das ist wahrlich sein Opus Magnum geworden. Absolut beeindruckende Illustrationen und ein tolles Konzept.“ Das Statement stammt von Volker Kutscher, dessen „Gereon Rath“-Romane selbst zum Kult geworden sind und den Hintergrund der Filmserie „Babylon Berlin“ lieferten. Die Berliner 1920er Jahre sind im Gespräch wie seit Jahrzehnten nicht. Warum, weiß niemand so genau, aber der Hype ist unübersehbar.

Dass Nippoldt mit seinem neuen Titel derart im Trend liegt, war ihm gar nicht bewusst. Seine Vorüberlegungen zu dem Buch gehen Jahre zurück, als sich der Boom noch nicht abzeichnete. Er betont eher den Zusammenhang mit seinen früheren Bild-Revuen. Der Berlin-Band bildet eine Fortsetzung seiner Arbeiten über die berüchtigten Gangster Chicagos, den Jazz der 20er Jahre und die glorreichen frühen Jahre Hollywoods. 

"Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger" von Robert Nippoldt und Boris Pofalla erschien im Kölner Taschen Verlag. 224 Seiten. Gebundene, großformatige Ausgabe. 50 Euro. ISBN 978-3836563192

„Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger“ von Robert Nippoldt und Boris Pofalla erschien im Kölner Taschen Verlag. 224 Seiten. Gebundene, großformatige Ausgabe. 50 Euro. ISBN 978-3836563192

Für den Illustrator waren die Zwanziger schon sehr „zukünftig“: „Es ist unglaublich ästhetisch, was damals geschaffen wurde. Bei den Lichtreklamen zum Beispiel, das sind so schöne Schriftzüge. Ich merke das jetzt in der heutigen Buchgestaltung. Ganz viel geht wieder in die Richtung wie in den 20er Jahren. Gerade ist Handtypografie schwer angesagt: Es wird viel mit der Hand geschrieben und hat eine solche Dynamik und Unperfektheit. Wenn man sich die Buchcover der 20er Jahre anschaut – die könnten von heute sein“, so Nippoldt im Interview mit dem NDR.

„Eine Geschichte vergangener Tage“

Nippoldts Buch wartet jedoch nicht nur mit wunderbaren Illustrationen auf. Es geht auch um Empirie, gesicherte Zahlen und Fakten und um jene Geschichten, die damals ganz nüchtern in der Zeitung standen. In diesem Sinne trägt „Es wird Nacht in Berlin“ durchaus Züge eines enzyklopädischen Nachschlagewerks. Und der nächste Trend? Auf den könne er nicht warten, antwortet Nippoldt. Er sitze immer mindestens fünf Jahre an einem neuen Buch und da sei jede Zeitmode schon längst wieder „eine Geschichte vergangener Tage“.

Walter Gödden

Dieser Beitrag erschien zuerst in Heft 3/2018 des WESTFALENSPIEGEL.

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