Die Burg Hülshoff bei Havixbeck. Foto: Droste Stiftung / Harald Humberg
28.03.2022

„Literatur als Fest“

Die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Mit der Burg Hülshoff und dem Haus Rüschhaus wurden die Lebensorte der westfälischen Schriftstellerin gesichert.

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) ist die weltweit meistgelesene deutsche Schriftstellerin. Viele Jahre galt sie jedoch als „verklemmtes Fräulein“, sagt Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und Vorstandsvorsitzende der Hülshoff-Stiftung. Ein Ziel der Stiftung ist es, das zu ändern. „Wir wollen das geistige Erbe und die mit Droste zu Hülshoff verbundenen kultur- und kunsthistorischen Werte vermitteln.“ Im Mittelpunkt dabei standen und stehen Burg Hülshoff bei Havixbeck und das Haus Rüschhaus im Nordwesten von Münster. Es galt, den Geburts- und den späteren Wohn- und Arbeitsort der Schriftstellerin für die Öffentlichkeit zu erhalten, zu Literaturorten zu entwickeln und zu bespielen. 

2012 wurde die Stiftung mit 19,3 Millionen Euro Kapital gegründet. Unter Federführung des Landschaftsverbandes versammelten sich 23 weitere Mitglieder. Bund und Land, die Stadt Münster und die Gemeinde Havixbeck, angrenzende Kreise sowie Förderer wie Dr. August Oetker, die Provinzial- und die LVM-Versicherung zählen dazu. „Die Stiftung ist eine Erfolgsgeschichte“, zieht Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung, Bilanz. Ein wichtiger Meilenstein war die Auszeichnung von Burg Hülshoff als „Nationales Projekt des Städtebaus“ durch die Bundesregierung – verbunden mit einer Fördersumme von sieben Millionen Euro für den Ausbau zum Kulturzentrum. 

10 Jahre Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung: (v.l.n.r.) LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Gründungsdirektor und Künstlerischer Leiter des Center for Literature Dr. Jörg Albrecht und LWL-Direktor und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Matthias Löb vor dem Rüschhaus in Münster. Foto: Ute Friederike Schernau

10 Jahre Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung: (v.l.n.r.) LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Gründungsdirektor und Künstlerischer Leiter des Center for Literature Dr. Jörg Albrecht und LWL-Direktor und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Matthias Löb vor dem Rüschhaus. Foto: Ute Friederike Schernau

Im Herbst 2022 soll der Umbau von Burg Hülshoff starten. Geplant ist unter anderem eine Veranstaltungsfläche auf dem Gelände der Vorburg. Weitere Mittel der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und des Landes NRW fließen in ein neues Gästehaus. Dort sollen bald Studierende der Kunsthochschule Köln im Rahmen eines Residenzprogramms wohnen. „Burg Hülshoff soll ein lebendiger Ort sein. Der Austausch mit ganz unterschiedlichen Menschen ist uns wichtig“, sagt Dr. Jörg Albrecht, Gründungsintendant auf Burg Hülshoff.

Neue Begegnungen mit der Droste

Sichtbares Zeichen dieses Anspruchs ist das Outdoor-Museum „Droste-Landschaft: Lyrikweg“. Zwischen Burg Hülshoff und dem Rüschhaus kann auf den Spuren der Droste gewandert werden. Orte am Wegesrand, von zahlreichen Künstlern bespielt, laden zum Entdecken der Landschaft und des Werks der Schriftstellerin ein. Neue Begegnungen mit der Droste bietet auch das Programm des Center for Literature (CfL) auf Burg Hülshoff. In Workshops und Diskussionen, Konzerten und Lesungen geht es darum, welche Rolle Themen wie Geschlecht, Nachhaltigkeit und Fürsorge in den Schriften spielten und welche Bedeutung sie heute haben. „Wir verstehen Literatur als Fest und das CfL als Laboratorium, das künstlerische und soziale Prozesse zusammendenkt“, sagt Albrecht.

Der Lyrikweg führt von Burg Hülshoff zum Rüschhaus im Münsterland. Foto: Kim Wilfriedsson

Der Lyrikweg führt von Burg Hülshoff zum Rüschhaus im Münsterland. Foto: Kim Wilfriedsson

Annette von Droste-Hülshoff wäre in diesem Jahr 225 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum wird erstmals das zweite Obergeschoss der Burg für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Ausstellung „Droste Digital“ eröffnet am 16. September und basiert auf den Handschriften der Droste aus dem Meersburger Nachlass, die vom Westfälischen Literaturarchiv erstmals umfassend digitalisiert worden sind. Autorinnen und Künstlerinnen inszenieren zu ausgewählten Handschriften vier Räume. 

„Ein Literaturort in der Provinz, aber nicht provinziell“, sei Burg Hülshoff, betont Rüschoff-Parzinger. Das Programm habe überregional eine Strahlkraft entwickelt. In Zukunft sollen einige Leuchtturmausstellungen folgen, kündigt die Stiftungschefin an.

aki, wsp

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