Lockdown sorgt für Frust
Kino- und Theatersäle, Gastronomiebetriebe, Sport- und Fitnessstudios müssen im November wegen der Corona-Pandemie wieder schließen. Die Reaktion aus Westfalen.
Die Hoteliers und Gastronomen in der Region sind frustriert. „Wir fühlen uns in Sippenhaft genommen und ungerecht behandelt. Bisherige Zahlen zeigen, dass wir nicht der Treiber der Pandemie sind“, sagt Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) Westfalen.
Der neuerliche Lockdown für die Branche könne mehrere fatale Folgen haben, so Martin weiter. Für die meisten Mitarbeiter steht nun aller Voraussicht nach wieder Kurzarbeit an. Gleichzeitig fällt das Trinkgeld weg, das normalerweise die eher niedrigen Löhne in diesem Sektor aufbessert. „Für die Mitarbeiter gibt es keine Planungssicherheit mehr“, so Martin gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. Dabei galt die Gastronomie lange als verlässlicher Arbeitgeber.
Keine Perspektive
Die Branche hatte schon vor der Corona-Krise einen großen Fachkräftemangel zu verzeichnen. Der DEHOGA fürchtet nun, dass sich dieser weiter verschärfen könnte. Seit mehr als einem halben Jahr sind die Umsätze stark eingebrochen. Die meisten selbstständigen Gastronomen und Hoteliers haben Verluste eingefahren und mussten an ihre Rücklagen. Nun zerschlägt der neuerliche Lockdown die Hoffnung auf Besserung. Hinzu komme, dass die Unternehmer auch keine Perspektiven entwickeln könnten. Schließlich könne niemand garantieren, dass die Infektionszahlen durch die Maßnahmen wirklich sinken und eine Öffnung im Dezember wieder möglich sei. „Das ist deprimierend“, sagt Martin. Die Hilfen von bis zu 75 Prozent des Umsatzes, der im November 2019 erzielt wurde, seien da nur ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Schock für die Kultur
Dass sämtliche Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen schließen müssten und die Gastronomie stark eingeschränkt werde, sei ausgesprochen bitter, erklärte auch Pit Clausen, Vorsitzender des Städtetages Nordrhein-Westfalen und Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld. „Gerade in der Kultur, im Sport und in der Gastronomie sind mit großen Anstrengungen tragfähige Hygienekonzepte entwickelt worden.“
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) schließt sämtliche Museen bis zum 30. November für Besucher. Grundlage der Maßnahmen sei eine neue Corona-Schutzverordnung des Landes NRW, so der LWL. „Wir bitten alle Betroffenen um Verständnis. Wir wollen weiter unseren Beitrag leisten, die Verbreitung des Virus einzudämmen“, erklärte LWL-Direktor Matthias Löb.
Von einem Schock für die Kulturlandschaft spricht Gerhart Baum, Vorsitzender des Kulturrats NRW. Er fordert, dass die zugesagte materielle Hilfe schnell und wirksam erfolgen müsse. „Aber auch nach der Totalschließung muss alles unternommen werden, um zu verhindern, dass bewährte Strukturen zusammenbrechen und viele Menschen ihre Existenz verlieren. Neue Rettungsschirme müssen aufgespannt werden – spätestens mit Beginn des nächsten Jahres. Der Reichtum kultureller Aktivitäten in unserem Land muss erhalten, muss gerettet werden. Die Kultur ist die Schwester der Freiheit.“
Suche nach pandemietauglichen Konzepten
Auch die Schausteller und Veranstalter von Märkten sind hart getroffen. Patrick Arens, Veranstalter unter anderem des Dortmunder Weihnachtsmarktes, mag seinen Optimismus aber noch nicht ganz aufgeben. Er hofft darauf, dass seine Branche im kommenden Jahr die Chance bekommt, „zu zeigen, dass Veranstaltungen und Märkte mit pandemietauglichen Konzepten durchführbar sind“.
jüb/wsp