Das Pindakaas-Quartett mit Anja Heix, Guido Grospietsch (vorne li.), Matthias Schröder (hinten li.) und Thorsten Floth (hinten Mitte) sowie den Schauspielern Frank Dukowski (vorne Mitte) und Marcell Kaiser. Foto: Christoph Honig
17.06.2024

Magische Momente

Das Pindakaas Saxophon Quartett tritt oft auch in Schulen auf – sowohl im ländlichen Raum als auch in städtischen Quartieren.

Leise kommen die Kinder der Melanchthonschule in Münster-Coerde in ihre Turnhalle und setzen sich auf Kissen auf den Hallenboden. Von überall her wispert es: „Pssst!“ Die Kinder blicken auf eine Wand aus schwarzen Tüchern, die als eine Art Vorhang dient. Davor beginnt das Pindakaas Saxophon Quartett mit Verve zu spielen, und hinter der Wand tritt der Schauspieler Frank Dukowski beherzt hervor. Er verkörpert den Zauberer Alexander Heimbürger aus Münster, der im 19. Jahrhundert in Deutschland einige Tricks lernte, mit einem Schiff in die USA übersetzte und dort ein berühmter Magier wurde. Selbst der US-amerikanische Präsident James Polk sah sich eine seiner Vorführungen an.

„Die zauberhafte Welt des Herrn Alexander“ heißt das mitreißende Musiktheaterstück, das rund 50 Minuten lang die Geschichte des legendären Zauberkünstlers erzählt, begleitet von klassischer und moderner Musik der vier Holzbläser. Die Kinder hören gebannt zu, manche wippen im Sitzen zum Takt der Musik, es wird mitgeklatscht, über die Zaubertricks gestaunt und viel gelacht. Am Ende gibt es tosenden Applaus.

Bundesweit Konzerte

Seit 35 Jahren gibt Pindakaas (niederländisches Wort für Erdnussbutter) als klassisches Ensemble bundesweit Konzerte in großen Theatern und Konzertsälen. Auf vielen renommierten Festivals hat das Quartett ebenso schon gespielt. Guido Grospietsch (Altsaxophon) aus Duisburg und Matthias Schröder (Baritonsaxophon) aus Münster gehören zu den Gründern, Anja Heix (Tenorsaxophon) aus Schermbeck und Thorsten Floth (Sopransaxophon) aus Bielefeld kamen mit der Zeit neu dazu. Von Beginn an hat das Ensemble Musik gemacht, die man üblicherweise nicht mit dem Saxophon verbindet: Klassische Musik aller Epochen, aber auch Grenzgänge in Richtung Jazz, Pop, Klezmer, Tango Nuevo und Filmmusik.


Heft 3/2024 des WESTFALENSPIEGEL. Mockup: westfalenspiegel.de

Dieser Artikel ist aus Heft 3/2024 des WESTFALENSPIEGEL. Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Gerne senden wir Ihnen im Rahmen unseres Schnupperabos zwei kostenlose Ausgaben unseres Magazins zu. Hier geht es zum Schnupperabo.


Vor rund 20 Jahren entwickelte das Quartett sein erstes Kinderprogramm: „Die Abenteuer des Monsieur Sax“ wurde mehrfach ausgezeichnet und gemeinsam mit dem WDR als Musikhörspiel produziert. Inzwischen hat Pindakaas mit den Schauspielern Frank Dukowski, Marcell Kaiser und Martin Heim sieben verschiedene Programme für Kinder im Repertoire, darunter neben „Herr Alexander“ auch „Alla Turca“, „In 28 Tagen durch Europa“ oder zur Weihnachtszeit „Nussknacker und Mausekönig“. Von den insgesamt rund 100 Auftritten pro Jahr finden etwa 75 in Grund- und Förderschulen in Nordrhein-Westfalen statt. Das Außergewöhnliche daran: die Verbindung aus einem Theaterstück mit professionellem Schauspiel und live gespielter Musik. Bei „Herrn Alexander“ zum Beispiel reicht das Spektrum von Werken Telemanns, Debussys und Dvořáks bis hin zu Ragtime und den Beatles.

Begeisterte Kinder

Thorsten Floth, seit fast zehn Jahren als Musiker bei Pindakaas, schätzt es, an unterschiedlichen Orten auftreten zu können: vom ländlichen Raum bis zu urbanen Quartieren im Ruhrgebiet. „An Schulen erlebt man alles: Der Ort, wo wir spielen, lässt keine Rückschlüsse zu, wie die Kinder reagieren. Wir haben schon an bildungsbürgerlich geprägten Schulen gespielt, wo Schüler unaufmerksam waren, und in Schulen in Vierteln mit kaum kulturellen Angeboten, wo die Kinder sehr konzentriert und total begeistert waren.“

Es war das zweite Mal, das Pindakaas in der Melanchthonschule gespielt hat, ermöglicht wurde es durch eine Spende. „Unsere Schule hat den höchsten Sozialindex des Landes. Unser Förderverein verfügt über wenig Geld, weil wir kaum Mitglieder haben. Für viele Eltern ist selbst ein Betrag von einem Euro schwierig“, sagt Schulleiterin Anke Diekmann. „Deswegen haben wir nicht oft die Möglichkeit, solche Events in der Schule stattfinden zu lassen.“ Nach der Veranstaltung zeigt sich Anke Diekmann begeistert: „Für die Kinder ist es eine tolle Möglichkeit, Sprache und klassische Musik im Zusammenspiel zu hören. Viele haben sich für das schöne Konzert bedankt.“

wsp/Martin Zehren

Die Schulkonzerte werden teils mit öffentlichen Mitteln und teils von Sponsoren gefördert. Informationen zu Terminen und Buchung auf der Website des Pindakaas Saxophon Quartett.

Lesen Sie auch im Bereich "Gesellschaft, Kultur"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin