Mammutprojekt A 43
Der sechsspurige Ausbau der Autobahn 43 zwischen Marl und Witten ist eines der größten Straßenbauprojekte in Deutschland. Aktuell wird unter anderem im Bereich des Emschertalbrückenzugs zwischen Recklinghausen und Herne gearbeitet.
Dort überquert die A 43 sowohl die Emscher und den Rhein-Herne-Kanal als auch eine Strecke der Deutschen Bahn sowie eine ehemalige Zechenbahntrasse. Die erste Brückenhälfte über die Bahnlinien wurde in dieser Woche erfolgreich abgebaut, um für den Neubau Platz zu schaffen. Die dafür eingesetzten Spezialfahrzeuge haben die 950 Tonnen schwere Stahlkonstruktion am Stück herausgefahren. Nun wird der Brückenteil auf seinem neuen Lagerplatz zerlegt. Anschließend soll die neue Brückenplatte gebaut und in etwa zwei Jahren auf ihre Position gebracht werden.
Bis die erste Brückenhälfte fertiggestellt ist, bleibt die Sperrung der Strecke inklusive Schrankenanlage für Lkw über 3,5 Tonnen bestehen. Diese müssen den Bereich zwischen der A 42 und der A 2 aktuell umfahren, weil die alte Brückenkonstruktion über den Kanal für die Belastungen durch den Schwerlastverkehr nicht mehr ausgelegt ist.
„Operation am offenen Herzen“
Bis zu 90.000 Fahrzeuge waren dort vor Beginn der Umbaumaßnahmen täglich unterwegs. „Der sechsstreifige Ausbau der A 43 gleicht einer Operation am offenen Herzen. Die Autobahn ist eine wichtige Verkehrsader in Nord-Süd-Richtung im Ruhrgebiet“, sagt Judith Beier-Tertel von der Autobahn Westfalen GmbH. Dabei müssen viele Dinge beachtet werden. Neben der Absprache mit anderen Partnern wie den angrenzenden Städten oder auch der Deutschen Bahn, müssen Großereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr in den Planungen berücksichtigt werden. Da soll der Verkehr zu den Austragungsorten Gelsenkirchen und Dortmund so reibungslos wie möglich fließen.
Erschwerend kommt bei den Ausbauarbeiten hinzu, dass vielerorts die Wohnbebauung historisch bedingt nah an der Autobahn liegt. Im Stadtgebiet von Herne können zudem die Brückenbauwerke, die über oder unter der Autobahn herführen, nur nacheinander erneuert werden, sonst würde es ein Verkehrschaos in der Stadt geben.
Sieben Bauabschnitte sind geplant
Das Projekt ist in insgesamt sieben Bauabschnitte unterteilt. Der Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Recklinghausen/Herten und dem Kreuz Recklinghausen ist dabei so gut wie fertig gestellt. Einige Bauabschnitte wie der Ausbau von Marl-Sinsen bis zur Anschlussstelle Recklinghausen/Herten sind dagegen gerade erst in der Frühphase der Planung.
2014 haben die ersten Arbeiten begonnen, es wird noch bis nach 2030 dauern, ehe der Ausbau fertig ist. Klar ist schon jetzt: Die ursprünglich für das Gesamtprojekt veranschlagten Kosten von 800 Millionen Euro werden überschritten. „Die ursprüngliche Kostenschätzung liegt mehr als zehn Jahre zurück. Seitdem sind die Kosten deutlich gestiegen, insbesondere auch während der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs“, sagt Beier-Tertel.
Neben der Erneuerung des Emschertalbrückenzugs wird gerade auch der Ausbau des Autobahnkreuzes Herne, in dem die A 43 auf die A 42 trifft, vorangetrieben. Auch dieser Teilabschnitt stellt eine besondere Herausforderung dar. „Dort ist nicht ausreichend Platz, um das sonst für Autobahnkreuze typische Kleeblatt zu konstruieren“, so Beier-Tertel. Daher wird für den Wechsel von der A 43 auf die A 42 in Richtung Oberhausen ein Tunnel gebaut.
jüb, wsp