Bei mehr als 700 Mitarbeitern der Firma Tönnies wurde das Coronavirus festgestellt. Foto: pixabay
19.06.2020

Mehr als 700 Corona-Fälle bei Tönnies

Von den rund 1100 bisher ausgewerteten Tests auf das Coronavirus in der Belegschaft des Fleischwerks Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind bisher 730 positiv ausgefallen.

Weitere 5000 Tests sollen bis zum 23. Juni durchgeführt und ausgewertet werden. Dabei hilft auch die Bundeswehr mit insgesamt 25 Einsatzkräften, teilt der Kreis Gütersloh mit. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat angekündigt zwei Corona-Behandlungszentren aufzubauen. Eines soll bereits am heutigen Freitag (19.6.2020) auf dem Tönnies-Werksgelände für die dortigen Mitarbeiter seinen Betrieb aufnehmen. Das zweite werde am Samstag (20.6.2020) auf dem Gelände des Klinikums Gütersloh eröffnet, so die KVWL.

Landrat Sven-Georg Adenauer hatte wegen der hohen Zahl neuer Corona-Fälle sowohl die Schließung des Betriebs als auch der Schulen und Kitas im Kreis bis zu den Ferien angeordnet. Für den daraus resultierenden Protest und Unmut der Eltern und Schüler zeigte er Verständnis. Der Schritt sei aber nötig gewesen, um das Risiko einer weiteren Verbreitung des Virus im Kreis zu minimieren. Insgesamt sind derzeit rund 7000 Menschen, die bei Tönnies arbeiten oder engen Kontakt zu infizierten Mitarbeitern hatten, in Quarantäne.

Das Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück wurde geschlossen. Foto: Tönnies

Das Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück wurde geschlossen. Foto: Tönnies

Eine Notbetreuung für Kinder von Eltern aus bestimmten Berufsgruppen soll nach den bisherigen Regelungen der Corona-Betreuungsverordnung sichergestellt werden. Einen allgemeinen Lockdown im Kreis Gütersloh wird es zunächst nicht geben. Dies hatten Landrat Adenauer und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gemeinsam festgelegt, teilt der Kreis Gütersloh mit. Die Situation werde genau beobachtet und gegebenenfalls würden weitere Maßnahmen getroffen. Man könne sich nur für diese Situation entschuldigen, sagte Tönnies-Sprecher André Vielstädte. Man habe in den vergangenen Monaten sehr intensiv daran gearbeitet, dass ein solcher Fall nicht eintrete.

Kein automatischer Lockdown

Wie das Virus in den Betrieb gekommen sei, wisse man nicht, so Vielstädte weiter. Möglicherweise hätten Heimatreisen der vorwiegend osteuropäischen Beschäftigten sowie die Kühlanlagen in der Firma die Ausbreitung des Virus begünstigt, sagte der Leiter des Pandemie-Stabs der Firma Tönnies, Gereon Schulze Althoff, auf einer Pressekonferenz des Kreises Gütersloh. Andere Betriebe des Tönnies-Unternehmens sind bisher nicht von der Schließung betroffen.

Tönnies-Sprecher André Vielstädte. Foto: Tönnies

Tönnies-Sprecher André Vielstädte. Foto: Tönnies

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen Tagen im Kreis Gütersloh aktuell bei 94,2. Auch im benachbarten Kreis Warendorf ist dieser Wert auf 27,4 und damit stark angestiegen. Die kritische Marke liegt bei 50 Fällen in den letzten sieben Tagen. Für diesen Fall hatten Bund und Länder vereinbart, dass Maßnahmen zur Eindämmung des Ausbruchsgeschehens eingeleitet werden sollen. Der Kreis Gütersloh weist darauf hin, dass dies jedoch nicht automatisch zu einem Lockdown führe.

jüb/wsp (Stand 19.6.2020, 11.30 Uhr)

Welche Folgen die Tönnies-Werkschließung für die Schweinemäster der Region hat, lesen Sie hier

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