
Mehr als ein Symbol
Kinder und Jugendliche würden vor allem der CDU und der SPD ihre Stimme geben. Allerdings ist auch die AfD relativ stark vertreten, zeigte die U16-Europawahl.
In 320 Wahllokalen in NRW setzten fast 27.500 Kinder und Jugendliche in der vergangenen Woche ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel. Die Abstimmung war zwar rein symbolisch, denn wählen dürfen Jugendliche bei der EU-Wahl erst ab 16 Jahren. Bereits das ist ein Novum, denn bei der letzten Wahl zum Europäischen Parlament lag das Mindestalter noch bei 18 Jahren.
Der Landesjugendring NRW will mit der Aktion in Jugendzentren und -verbänden oder auch Schulen auf die Anliegen und Interessen junger Menschen aufmerksam machen. „Die U16-Wahl zeigt deutlich: Kinder und Jugendliche haben eine eigenständige Meinung, die sie in einer vernünftigen Wahlentscheidung artikulieren können“, sagt Maja Tölke, Vorsitzende des Landesjugendrings. Die Absenkung des Wahlalters bei der EU-Wahl auf 16 Jahre sei ein „richtiger und wichtiger Schritt“, aber das Ziel sei noch nicht erreicht. „Auch jüngere Kinder und Jugendliche brauchen mehr Beteiligungsrechte, damit ihre Interessen berücksichtigt werden – auch bei Wahlen“, so Tölke.
„Sonstige Parteien“ sind relativ stark
Das Ergebnis der U16-Europawahl in NRW zeigt: Die CDU liegt mit 22 Prozent vorn, knapp vor der SPD (21,6). Es folgen die AfD (13,3) und Bündnis 90/Die Grünen (12,1. Die FDP liegt bei 5,2 Prozent, die Line bei 4,5 Prozent und die Tierschutzpartei erreicht bei den jungen Wählern 3,7 Prozent. Die sogenannten „sonstigen Parteien“, darunter Piraten, Freie Wähler, ÖDP und MLPD kamen insgesamt auf 14,6 Prozent und haben unter jungen Wählern somit eine vergleichsweise starke Position.
„Die Wahlergebnisse aus NRW zeigen, dass der jüngst vermutete „Rechtsruck“ unter jungen Menschen nicht überall so ausgeprägt ist, wie zuletzt befürchtet. Dennoch müssen wir feststellen, dass die AfD als Partei der extremen Rechten doppelt so viele Prozentpunkte erhalten hat, wie bei der letzten U18-EU Wahl“, sagt Max Holzer, Vorsitzender des Landesjugendrings NRW. Er appelliert, junge Menschen in Krisen nicht alleine zu lassen. Ihre Bedürfnisse müssten eine stärkere politische Priorität erhalten. „Kinder und Jugendliche sind Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebenswelt – und darum müssen sie wirkungsvoll an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden“, so Holzer.
Lesen Sie im WESTFALENSPIEGEL 03/2024, wie junge Menschen für Europa begeistert werden können. Hier stellen wir die Initiative „Ruhrpott für Europa“ vor, die sich dafür einsetzt, Jugendlichen mehr Gehör zu verschaffen.
aki