09.02.2012

Mehr Medien, neue Kunden: Virtuelle Büchereien bieten kleinen Gemeinden neue Perspektiven

Westfalen (wh). Lesefutter digital: Die Online-Ausleihe von virtuellen Büchern, Zeitschriften und Hörbüchern ist nicht nur für Uni-Bibliotheken und Großstadt-Büchereien wichtig, auch kleine Gemeinden setzen zunehmend auf das E-Book. In einer bundesweit einmaligen Kooperation haben sich im Münsterland 15 öffentliche Büchereien zusammengeschlossen, um ihre Kunden nun auch digital zu versorgen.
Seit drei Monaten gibt es das "Bibload"-Angebot und ersten Erfahrungen seien "sehr positiv", sagt Jutta Weber, Leiterin der Stadtbücherei Raesfeld. 200 Online-Ausleihen der lokalen Kunden gab es im Januar, 5000 bis 6000 Ausleihen finden pro Monat vor Ort statt.
Per Bibload können sich angemeldete Kunden ein bestimmtes Medium auf ihren Computer, einen E-Book-Reader oder den Tablet-PC laden. Die Zahl der Ausgaben ist, wie in der Bücherei vor Ort, begrenzt und die Leihfrist ebenfalls. "Da man rund um die Uhr von Zuhause aus ausleihen kann, haben wir neue und andere Kunden gewonnen, zum Beispiel Berufstätige, die viel unterwegs sind", erklärt Jutta Weber. Darüber hinaus biete das digitale Lesen auch Zusatznutzen: "Senioren können zum Beispiel eine größere Schrift einstellen und müssen so nicht auf Buchausgaben im Großdruck warten."
Durch die Digital-Kooperation kann die Stadtbücherei Raesfeld nun mehr Medien anbieten, als es der beschränkte Platz und Etat ansonsten zulassen würde. Finanziert werden konnte die Einführung von Bibload mit Kosten in Höhe von 135.000 Euro durch die Zusammenarbeit der westfälischen Büchereien und durch die Unterstützung von Sponsoren.
Die Ausleihe von "E-Books" hält Dr. Frank Simon-Ritz vom Vorstand des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv) für ein selbstverständliches Angebot, vor allem um junge Menschen zu erreichen. "Für öffentliche Büchereien ist es überlebenswichtig zu zeigen, dass man nicht nur eine Lagerstätte für Bücher ist", sagt der Leiter der Universitätsbibliothek Weimar. Sein Haus investiert bereits 35 bis 40 Prozent des Etats in die digitale Ausleihe " "bei trotzdem ansteigenden Besucherzahlen vor Ort", stellt er fest.
Um im Zeitalter der digitalen Medien weiterhin attraktiv zu bleiben, empfiehlt er, dass sich Büchereien als "Lebensorte" präsentieren. "Leute gehen nicht nur dorthin, um Bücher auszuleihen, sondern zum Beispiel auch, um in Gruppen den Computerführerschein zu machen, Zeitung zu lesen oder Hausaufgaben zu machen."
Auch Jutta Weber sieht "Bibload" als zusätzliches, ergänzendes Angebot. "Für Familien ist das Angebot bei uns vor Ort in Raesdfeld wichtig, mit Veranstaltungen wie zum Beispiel einem Leseausweis-Training für Kinder. Aber durch die E-Books erreichen wir Menschen, die sonst nicht in die Bücherei kommen."

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