Christian Speck hat mit seinem Kompagnon in der Tischlerei 3form in Dortmund die Vier-Tage-Woche eingeführt. Foto: Jürgen Bröker
21.10.2024

Mehr Zufriedenheit durch weniger Arbeit

Die Universität Münster stellt Studienergebnisse zur Vier-Tage-Woche vor. Rund zwei Drittel der beteiligten Unternehmen wollen die Pilotphase fortsetzen.

Das Wohlbefinden steigt, wenn die Arbeitszeit sinkt – bei gleichbleibender oder sogar leicht steigender Produktivität. Das zeigt eine deutschlandweite Studie der Universität Münster. „Die Vier-Tage-Woche führte zu einer signifikant positiven Veränderung der Lebenszufriedenheit, die sich hauptsächlich durch die zusätzliche Freizeit ergab“, sagt Studienleiterin Prof. Dr. Julia Backmann. Wichtig bei dem Pilotprojekt war, dass sich die Organisationen freiwillig an der Studie beteiligten. Sie hatten also ein eigenes Interesse, neue Arbeitszeitmodelle zu testen. Dabei ging es unter anderem um Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte, eine bessere Mitarbeitergesundheit und eine tragfähige Zukunftsausrichtung des Unternehmens.

Leichter Anstieg bei Umsatz und Gewinn

Seit Anfang 2024 nahmen 45 Organisationen aus verschiedenen Branchen an einem sechsmonatigen Pilotprojekt der Unternehmensberatung Intraprenör und der Organisation „4 Day Week Global“ zur Einführung der Vier-Tage-Woche teil. Die erste Bilanz fällt nun sowohl für Mitarbeitende als auch für Unternehmen positiv aus. Demnach gab es trotz reduzierter Arbeitszeit leichte Anstiege bei Umsatz und Gewinn, diese unterschieden sich jedoch nicht wesentlich vom Vorjahr. „Dennoch deuten die gleichbleibenden Kennzahlen trotz reduzierter Arbeitszeit auf mögliche Produktivitätsgewinne hin“, erläutert die Wirtschaftswissenschaftlerin.

Möglich wurde die Reduzierung der Arbeitszeit durch die Optimierung von Abläufen im Betrieb, so unter anderem durch weniger und kürzere Besprechungen. Auch digitale Werkzeuge halfen, Zeit zu sparen. „Das Potenzial der verkürzten Arbeitszeit scheint unter komplizierten Prozessen, Meetings und geringer Digitalisierung zu schlummern“, sagt Co-Initiator Carsten Meier von Intraprenör. „Unternehmen müssen in die notwendige Veränderungsarbeit investieren, um eine Vier-Tage-Woche herauszubekommen.“

Mehr als 70 Prozent der an der Studie beteiligten Unternehmen gaben an, die Vier-Tage-Woche über die sechsmonatige Pilotphase hinaus fortsetzen zu wollen, entweder durch die dauerhafte Einführung oder eine Verlängerung der Testphase.

wsp

Im WESTFALENSPIEGEL 04/2023 haben wir darüber berichtet, wie die Tischlerei 3Form aus Dortmund die Vier-Tage-Woche eingeführt hat und in diesem Modell arbeitet. Lesen Sie mehr dazu hier

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