Die Emschsrland-Baustelle zwischen Castrop-Rauxel und Recklinghausen – nur an wenigen Stellen hat die Emscher so viel Platz wie hier. Foto: Andreas Fritsche/EGLV
20.08.2021

Emscher bald abwasserfrei

Der Umbau der Emscher vom Abwasserkanal des Ruhrgebiets zum renaturierten Fluss nimmt den nächsten Meilenstein. Das Pumpwerk in Oberhausen ist an diesem Freitag (20.08.2021) in Betrieb gegangen.

Es ist das größte Schmutzwasserpumpwerk Deutschlands. Zehn Maschinen pumpen das Abwasser dort 36 Meter hoch – mit einer Leistung von bis zu 16.500 Litern pro Sekunde. Die Inbetriebnahme der Pumpen in Oberhausen ist die Voraussetzung dafür, dass ab Ende des Jahres kein Tropfen Abwasser mehr in der Emscher fließen wird – zum ersten Mal seit 170 Jahren.

Denn das Pumpwerk sei unverzichtbar für die Flutung des Abwasserkanals Emscher (AKE), erklärt der Pressesprecher der Emschergenossenschaft / Lippeverband (EGLV) Ilias Abawi. Der AKE erstreckt sich auf 51 Kilometern Länge zwischen Dortmund und Dinslaken in bis zu 40 Metern Tiefe. Erst wenn das Oberhausener Pumpwerk in Betrieb sei, könnten auch alle Nebenkanäle an den AKE angeschlossen werden, so Abawi weiter.

„Unumkehrbarer Prozess“

Seit April sind die Maschinen im größten der drei Pumpwerke entlang der Emscher in Oberhausen im Testbetrieb. Am Freitag wird es dann ernst. „Ist der AKE einmal geflutet, gibt es kein Zurück mehr. Das ist ein unumkehrbarer Prozess“, erklärt Abawi. Nach den ersten Tests, bei denen kleinere Probleme behoben wurden, ist die Emschergenossenschaft optimistisch, dass die Inbetriebnahme reibungslos ablaufen wird.

Das Abwasserpumpwerk in Oberhausen. Foto: EGLV

Das Abwasserpumpwerk in Oberhausen. Foto: EGLV

Wenn die Emscher ab Ende des Jahres abwasserfrei durch die Städte Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne, Herten, Bochum, Gelsenkirchen, Gladbeck, Bottrop, Essen, Oberhausen, Duisburg und Dinslaken fließt, steht die weitere Renaturierung des Flusses auf dem Plan. Diese soll bis 2027 abgeschlossen sein, sagt Abawi.

Hochwasserschutz spielt wichtige Rolle

Dabei sollen auch Maßnahmen zur Klimafolgeanpassung berücksichtigt werden. Die Hochwasserkatastrophe nach Starkregenereignissen in diesem Sommer hat gezeigt, wie wichtig entsprechende Vorkehrungen sind. Möglicherweise änderten sich dadurch auch noch behördliche Anforderungen an die Renaturierung. Diese sollen dann in die Umbaumaßnahmen einfließen. Hochwasserschutz, Abflussverhalten großer Wassermengen, Deichhöhen und die Deichfestigkeit spielten aber schon von Beginn der Planungen eine große Rolle, so Abawi weiter.

Die Renaturierung muss größtenteils innerhalb der bestehenden Dämme vorgenommen werden. Nach Abschluss der Arbeiten wird nur wenig an die einstige „Köttelbecke“ und ihre einbetonierten Zuflüsse erinnern. Nur an wenigen Nebenflüssen  sollen die über viele Jahre charakteristischen Betonsohlenschalen erhalten bleiben. So zum Beispiel an der Hellbachmündung in Recklinghausen. Auch das Absturzbauwerk des Suderwicher Bachs soll erhalten bleiben.

Blick in den Abwasserkanal Emscher. Foto: EGLV

Blick in den Abwasserkanal Emscher. Foto: EGLV

Wie die Emscher dann in einigen Jahren über den gesamten Flusslauf aussehen könnte, können die Menschen im Dortmunder Norden bewundern. Von der Quelle in Holzwickede bis Dortmund Deusen ist der Fluss schon heute abwasserfrei und renaturiert.

Die Emschergenossenschaft arbeitet seit 1992 in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen am Generationenprojekt Emscher-Umbau. Über einen Zeitraum von rund 30 Jahren werden dabei rund 5,5 Milliarden Euro investiert.

Jürgen Bröker, wsp

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