Meisen sollen die Raupen des Eichenprozessionsspinners in einem frühen Stadium fressen. Foto: pixabay
30.09.2019

Meisen gegen Eichenprozessionsspinner

Die Stadt Haltern am See will den Eichenprozessionsspinner mit natürlichen Methoden bekämpfen: Vögel sollen giftige Raupen fressen.

Hautreizungen bei vielen Menschen, gesperrte Spielplätze sowie Parkanlagen – das waren in vielen Städten und Gemeinden in diesem Sommer die Folgen der massenhaften Verbreitung des Eichenprozessionsspinners. Mit großen Saugern und Chemie rückten die meisten Kommunen gegen den Schädling aus. Damit sich das Szenario im kommenden Jahr nicht wiederholt, setzt die Stadt Haltern am See nun auf eine natürliche Methode zur Bekämpfung der Raupen mit den Gifthaaren: Heimische Vogelarten sollen das Problem verringern. Ab Oktober will die Stadt 100 Nistkästen an zehn verschiedenen Standorten installieren. „Dabei richten sich die Standorte nach den Bekämpfungsschwerpunkten 2019 aus“, teilt die Stadt auf Anfrage von westfalenspiegel.de mit.  

Vorbild Niederlande

Auch in Lüdinghausen will man die natürlichen Fressfeinde stärken. Dabei setzt die Stadtspitze auf Unterstützung aus der Bevölkerung. So haben ein Berufskolleg und die örtlichen Caritas-Werkstätten schon ihre Hilfe angeboten. Bei einer Informationsveranstaltung Mitte oder Ende Oktober sollen die Pläne konkreter werden.

Solche Nester des Eichenprozessionsspinners gab es im vergangenen Sommer zu Tausenden in der Region. Foto: Stadt Lüdinghausen

Solche Nester des Eichenprozessionsspinners gab es im vergangenen Sommer zu Tausenden in der Region. Foto: Stadt Lüdinghausen

Vorbild für die Aktionen ist eine Gemeinde in den Niederlanden. In Groesbeek waren im vergangenen Jahr frühzeitig Nistkästen aufgehängt worden, damit vor allem Blau- und Kohlmeisen, die Raupen in einem frühen Stadium fressen, wenn sie noch keine Gifthaare haben.

Ob die Maßnahmen den gewünschten Erfolg haben werden, wird sich erst im nächsten Sommer zeigen. Experten hegen durchaus Zweifel an der Wirksamkeit solcher Methoden. Natürliche Maßnahmen seien ihm nicht bekannt, außer dem Puppenräuber und dem Kuckuck, der angeblich solche Raupen fressen könne, der aber sehr selten geworden ist, sagt zum Beispiel Karl-Heinz Jelinek, Leiter der Sektion  beim NABU NRW. 

wsp

Ergänzung vom 2. Oktober

Die Stadt Münster sieht im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner eine Dauerausgabe, für die sie zukünftig mehr finanzielle Mittel im Haushalt einplan muss. Mehr als 20.000 Bäume seien in diesem Jahr befallen, mehr als 100.000 Nester seien beseitigt worden, teilt die Stadt mit. Das sind etwa doppelt so viele Bäume und rund 15mal so viele Nester wie 2018. Acht Kolonnen von beauftragten Firmen waren zu Hochzeiten in der Stadt unterwegs, um die Raupen und Gespinste zu entfernen. Das Grünflächenamt selbst habe 2019 bereits über 3000 Stunden Mehrarbeit für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners geleistet, so die Stadt.

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