Meisterprämie gegen Fachkräftemangel
Im kommenden Jahr soll die Meisterprämie in Nordrhein-Westfalen eingeführt werden. Die Handwerkskammern der Region hoffen auf einen Schub für die Ausbildung von Fachkräften.
Ab Mitte des Jahres 2023 will das Landesarbeitsministerium eine Meisterprämie in Höhe von 2500 Euro für jede erfolgreiche abgelegte Meisterprüfung im Handwerk zahlen. Dafür sollen jedes Jahr rund elf Millionen Euro bereitgestellt werden. Bei den Handwerkskammern (HWK) in Westfalen stoßen die Pläne auf positives Echo. „Berufliche Fortbildung kostet: Lehrgangs- und Prüfungsgebühren sowie die Lebenshaltungskosten müssen finanziert werden. Diese Hürde wird durch die Einführung der Meisterprämie deutlich niedriger“, sagt etwa Jochen Renfordt, Präsident der Handwerkskammer Südwestfalen.
Die Handwerkskammer Dortmund rechnet vor, dass die durchschnittlichen Kosten für einen Meisterkurs anhand des HWK-Seminarprogramms 2022 bei etwa 8600 Euro liegen, wovon etwa die Hälfte durch das „Aufstiegs BAföG“ gefördert werden könne. Die restlichen Kosten müssen die Kursteilnehmer aber selbst tragen. „Das schreckt manche Menschen ab. Viele machen ihren Meister zudem in Teilzeit, was eine doppelte Belastung bedeutet. Die Meisterprämie kann hier einen echten Anreiz setzen, da sie finanzielle Entlastung bietet“, so ein Sprecher der Handwerkskammer Dortmund.
Meisterabschlüsse sind rückläufig
Meisterinnen und Meister bilden den Nachwuchs im Handwerk aus. Sie sichern dadurch das „hohe Niveau der Berufsausbildung im Handwerk“, erklärt ein Sprecher der Handwerkskammer Münster. Und weiter: „Der Meisterbrief ist der Garant, um das Ausbildungs- und Qualifizierungssystem und damit auch Fachkräfte im Handwerk für die Zukunft zu gewährleisten. Investiert wird in die Attraktivität der beruflichen Bildung, die Meisterprämie ist ein Beitrag zur Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.“
In den vergangenen Jahren sind die Meisterabschlüsse in einigen Kammerbezirken zurückgegangen. So legten etwa in Dortmund 1996 noch 683 Handwerkerinnen und Handwerker ihre Meisterprüfung erfolgreich ab. In den letzten Jahren hätten sich die Abschlüsse zwischen 400 und 500 Absolventen eingependelt, zuletzt waren es 462 Abschlüsse in 2021, heißt es von der HWK Dortmund.
Fachkräftemangel wächst
Ein weiteres Problem: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen bald in Rente. Das vergrößert die Fachkräftelücke noch. Daher sei die Einführung der Meisterprämie dringend notwendig, erklärt Jochen Renfordt von der HWK Südwestfalen, in dessen Kammerbezirk die Zahlen der Meisterprüflinge in den vergangenen Jahren nahezu konstant geblieben sind. Er ergänzt: „Denn das Handwerk braucht qualifizierten Nachwuchs, um die Aufgabe der Zukunft anzugehen: Klima- und Mobilitätswende, Digitalisierung und die Modernisierung der Infrastruktur sind ohne Handwerkerinnen und Handwerker nicht möglich.“
Jürgen Bröker/wsp