26.06.2013

Misshandlungen in Marsberger Kinder- und Jugendpsychiatrie sollen aufgearbeitet werden

Marsberg (wh). Die Misshandlung von früheren Patienten in der Kinder- und jugendpsychiatrischen LWL-Klinik St. Johannes-Stift Marsberg in den 1950er, 60er und 70er Jahren soll wissenschaftlich aufgearbeitet werden.
Nach Medienberichten hatten sich seit März dieses Jahres 26 betroffene ehemalige Patienten gemeldet. "Sie berichten glaubwürdig und übereinstimmend von massiven Gewalt- und Missbrauchserfahrungen", sagt Dr. Meinolf Noeker, Krankenhausdezernent des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Dabei gehe es um unangemessene Ruhigstellung mit Medikamenten, Fixierungen mit fest gezurrten Gurten, Zwangsjacken und "stundenlanges in der Ecke stehen", Körperverletzungen, "Eisbäder", Essen von Erbrochenem sowie um sexuelle Übergriffe durch Teile des Klinikpersonals und ältere Jugendliche.

Der LWL-Gesundheitsausschuss hat 150.000 Euro für die historische Aufarbeitung zur Verfügung gestellt, die das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Zusammenarbeit mit dem LWL-Psychiatrieverbund durchführen soll. Außerdem hat der LWL für Betroffene die Kontaktstelle "Kinder- und Jugendpsychiatrie 1950er bis 1970er Jahre" eingerichtet.

Einen Anspruch auf finanzielle Entschädigung hätten die ehemaligen Patienten rechtlich nicht, berichtet der LWL. Der LWL-Gesundheitsausschuss fordert daher die Bundesregierung auf, einen Fonds für frühere Psychiatrie-Patienten ähnlich dem Fonds Heimerziehung zu schaffen.

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