"WiLd" – der Titel des neuen Jugendstücks am Theater Dortmund ist Programm. Am 16. September ist Premiere an der jungen Bühne "Sckelly" an der Sckellstraße in Dortmund. Foto: Hupfeld
13.09.2022

Mit Plüsch und Punk

Die Theater in Westfalen starten in die neue Spielzeit. Wir geben einen Überblick der Premieren im Schauspiel und Musiktheater, Konzert- sowie im Kinder- und Jugendbereich.

Das Schauspielhaus Bochum wurde kürzlich zur besten deutschen Bühne gewählt. Mit diesem Titel im Rücken hat Intendant Johan Simons bereits am vergangenen Wochenende die neue Spielzeit eröffnet. Das Premierenstück „Alkestis“, 438 v.Chr. uraufgeführt, handelt von falschen Entscheidungen. Vielfach ausgezeichnete Schauspieler wie Steven Scharf, Pierre Bokma und Elsie de Brauw stehen in Simons Inszenierung auf der Bühne. Zu den weiteren kommenden Premieren zählen Maxim Gorkis Drama „Kinder der Sonne“ (Premiere 07.10.), mit dem sich die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik dem Bochumer Publikum vorstellt, und die Bühnenadaption von Hervé Guiberts Roman „Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat“ (Premiere geplant für den 17. November).

"Alkestis" am Schauspielhaus Bochum mit Anne Rietmeijer und Steven Scharf. Foto: Hupfeld

„Alkestis“ am Schauspielhaus Bochum mit Anne Rietmeijer und Steven Scharf. Foto: Hupfeld

Am Theater Dortmund musste Intendantin Julia Wissert in den zurückliegenden Monaten mit schleppenden Kartenverkäufen und herber Kritik kämpfen. Für die neue Spielzeit kündigt sie Klassiker und bekannte Stoffe an. Dazu zählen Georg Büchners Dramenfragment „Woyzeck“ (nächste Vorstellung 23.10.) und „Die Bakchen“ nach Euripides (Premiere 17.9.), die Wissert als einen „Rausch zwischen Musik, Tanz und Theater“ beschreibt. Das Dortmunder Kinder- und Jugendtheater eröffnet mit der Premiere von „WiLd!“ am Freitag, 16. September. Das kraftvolle Stück von Evan Placey erzählt die Geschichte von Billy, der mit der Diagnose ADHS lebt. Der junge und bereits ausgezeichnete Regisseur Milan Gather inszeniert das Werk für ein Publikum ab acht Jahren an der jungen Bühne „Sckelly“.

Furien in Münster und Märchen in Hagen

Katharina Kost-Tolmein präsentiert am Theater Münster ihre erste Spielzeit als Generalintendantin und Leiterin des Musiktheaters. Gefeiert wird der Saisonauftakt am 17. September mit einem Theaterfest. Abends erlebt das Tanztheater „Furien“ in einer Choreografie der neuen Tanzdirektorin Lilian Stillwell seine Premiere, am gleichen Tag feiert das Junge Theater die erste Vorstellung des Musiktheaters „Hier kommt keiner durch“ für Kinder ab fünf Jahre. Auftakt für das Schauspiel ist am 30. September mit Aischylos’ „Orestie“. Die Autorinnen Sivan Ben Yishai, Miroslava Svolikova und Maren Kames geben den Frauenfiguren des Dramas neue Stimmen, mit denen sie die Ur-Erzählung von der Erfindung der Demokratie um heutige Perspektiven erweitern.

Am Theater Hagen hat „Zettels Traum“ als barock-zeitgenössisch-jazziges Musiktheater-Experiment bereits Anfang September seine Premiere gefeiert. Es ist inspiriert durch Arno Schmidts monumentales Werk und verbindet es mit Texten von Edgar Allan Poe sowie mit Musik von Thomas Tallis, John Dowland, Benjamin Britten, Michel van der Aa, Clara Iannotta und Pat Metheny. Im Lutz, der jungen Spielstätte des Theaters Hagen, hat am 25. September Roland Schimmelpfennigs Märchenabenteuer „Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin“ nach Motiven von Hans Christian Andersen seine erste Aufführung. Regisseurin Anja Schöne bringt einen „magischen Bilderreigen“ auf die Bühne, kündigt das Theater an. 

Mit den Landestheatern unterwegs

Die Landestheater sind im ganzen Land unterwegs, um vor allem auch im ländlichen Raum kulturelle Angebote zu machen. Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel hat sich einen Namen mit musikalischen Shows und Revuen gemacht. Ein Highlight präsentiert die Bühne zum Ende der Theatersaison mit dem preisgekrönten Musical „Hedwig and the Angry Inch“ (im Juni 2023). Das Stück begleitet eine Dragqueen aus Ostberlin durch ihr musikalisches Lebens in den USA. Das Landestheater Detmold zeigt am 16. September die Premiere von Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“. Bei der Veröffentlichung 1891 löste die „Kindertragödie“ einen Skandal aus. In der Neuinterpretation von Regisseurin Konstanze Kappenstein geht es um die Orientierungslosigkeit lebenshungriger Jugendlicher in einer Leistungsgesellschaft.

Die Stadt singt, spricht und tanzt, heißt es am Theater Bielefeld in der Uraufführung des Musiktheaters „Berlin Alexanderplatz“ nach dem Roman von Alfred Döblin. Das Schlüsselwerk zur Moderne ist einer der ersten Großstadtromane überhaupt. Im Libretto von Christiane Neudecker erhalten nicht nur die Individuen, sondern auch das Grundrauschen der Stadt eine eigene Stimme. Vivan und Kenan Bhatti haben einen urbanen Sound komponiert, der Klangwelten vom 20er Jahre Schlager bis hin zu zeitgenössischer Musik einfängt. Nächste Aufführungstermine sind am 24. und 25. September. 

20 Jahre Konzerthaus Dortmund

Das Konzerthaus Dortmund feiert sein 20-jähriges Bestehen. Das Haus steht für musikalische Vielfalt. So feiert am 2. Oktober der israelische Dirigent Lahav Shani seinen ersten Auftritt als Exklusivkünstler am Konzerthaus an der Brückstraße. Sechsmal ist er in seiner ersten Saison seiner dreijährigen Residenz in Dortmund zu erleben – sowohl als Dirigent seines Rotterdam Philharmonic Orchestra, als auch als Pianist und Kammermusiker. Ebenfalls angekündigt haben sich Stars wie Konstantin Wecker (5.10.), Lang Lang mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 (08.10., ausverkauft) und Chili Gonzales (09.10.).

Das Konzerthaus in Dortmund feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Foto: Soeren Spoo, Dortmund-Agentur

Das Konzerthaus in Dortmund feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Foto: Soeren Spoo, Dortmund-Agentur

Eine Show voller Ohrwürmer mit Swing, Jazz und Volksmusik kündigt das Musiktheater im Revier mit der Revueoperette „Drei Männer im Schnee“ nach Erich Kästner an. Am 24. September ist Premiere der Inszenierung von Sandra Wissmann mit Joachim G. Maaß, Sebastian Schiller und Mark Weigel als Trio Infernale. Georg Büchners Lustspiel „Leonie und Lena“ (Premiere 07.10.) ist ein wahrer Klassiker. In Gelsenkirchen wird das Stück mit Musik von Herbert Grönemeyer und Handpuppen präsentiert. Regisseurin Astrid Griesbach formt mit Plüsch und Punk eine märchenhafte Welt, die ebenso unterhaltsam wie gesellschaftskritisch die Liebe zum Müßiggang und die Frage nach dem Sinn des Lebens behandelt, heißt es dazu vom Musiktheater.

aki, wsp

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