Fragen an die Zukunft stellt "Futur 21". Ein Zeittunnel vor der Kulisse der Gebläsemaschine der Henrichshütte Hattingen ist das Titelmotiv des Festivals. Foto: LWL-Industriemuseum / Altobelli, Hans Starck
02.03.2022

Mit Strahlkraft

Mit dem Medienkunstfestival „Futur 21 – kunst industrie kultur“ nehmen die 16 Industriemuseen in NRW die Zukunft in den Blick. Bis März 2022 präsentieren die Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) digitale Kunstwerke, Lichtinstallationen und interaktive Spiele.

„Futur 21“ knüpft an die Geschichte der Industriestätten als Orte der Arbeit an. Die insgesamt 32 Werke internationaler Künstler reflektieren Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft: Energiegewinnung und Klimawandel, Rohstoffförderung und Globalisierung. Das Festival bildet den Auftakt für den Wandel der Standorte. „Futur 21 setzt ein Zeichen dafür, dass die Industriemuseen nach vorn blicken“, sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

Themen wie Bergbau und Industrie, Revierkultur oder auch die Arbeiterbewegungen prägen bislang die Ausstellungsprogramme der Industriemuseen in Westfalen wie auch im Rheinland. Die Häuser, darunter architektonische Juwelen wie die Zeche Zollern in Dortmund, sind beliebt als Ausflugsziele. Dieses bewährte Konzept soll nun weiterentwickelt werden. „Die Industriekultur braucht einen Perspektivenwechsel, neue Erzählungen, um speziell die junge Generation, unsere Besucherinnen und Besucher von morgen anzusprechen, die das Erbe der Industriegesellschaft in Frage stellen“, sagte Milena Karabaic, LVR-Dezernentin Kultur und Landschaftliche Kulturpflege, zum Auftakt von „Futur 21“ Anfang November. Aktuelle Themen und ihre digitale Vermittlung sollen in Zukunft wichtiger werden und „hochkarätige Sonderausstellungen“ für Strahlkraft sorgen, wünscht sich LWL-Kulturdezernentin Rüschoff-Parzinger.

Virtueller Maschinenpark

Am Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop, einem der Leuchttürme der Industriekultur in Westfalen, ist der Wandel bereits sichtbar. Die rund 30 Jahre alte Dauerausstellung präsentiert sich seit kurzem mit einem neuen Herzstück, einer virtuellen Präsentation des ursprünglichen Maschinenparks von 1899 auf zwei großen Monitoren. Mit Hilfe von Augmented Reality holen sie die Dampfmaschinen, Dynamos und Pumpen wieder hervor, die bis 1930 in dieser Halle Strom erzeugten. Auf einer großen Wand ist eine Installation der italienischen Künstlerin Cristina Tarquini projiziert, die den zunehmenden Gütertransport auf den Ozeanen in den Blick nimmt.

Digitale Kunst hält Einzug ins Schiffshebewerk. Dr. Kirsten Baumann, Direktorin des LWL-Industriemuseums, Clemens Walter, künstlerischer Leiter von "Futur 21", Ausstellungsgestalter Ruudi Baier, LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger und Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker (v.l.) gaben Einblicke in die Dauerausstellung. Foto: LWL / Gehrmann

Digitale Kunst hält Einzug ins Schiffshebewerk. Dr. Kirsten Baumann, Direktorin des LWL-Industriemuseums, Clemens Walter, künstlerischer Leiter von „Futur 21“, Ausstellungsgestalter Ruudi Baier, LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger und Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker (v.l.) gaben Einblicke in die Dauerausstellung. Foto: LWL / Gehrmann

Der Schiffscontainer, eines der Symbole der Globalisierung, wird auch im Mittelpunkt einer großen Ausstellung stehen, die für 2024 am Schiffshebewerk geplant ist. Die Brisanz dieses Themas zeigt sich derzeit ganz konkret im LWL-Industriemuseum: Ein Teil der Dauerausstellung im Kesselhaus kann erst im März 2022 eröffnen. Der Grund: Lieferengpässe auf den globalen Handelsrouten.

Annette Kiehl

Dieser Beitrag ist im WESTFALENSPIEGEL 6/2021 erschienen.

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