Musikalisches Gedächtnis des Ruhrgebietes: Dortmunder Archiv für populäre Musik ist einzigartig
Dortmund (wh). Vom Steigerlied bis zum Krautrock, vom Dortmunder Fanzine der 1960er Jahre bis hin zu Aufnahmen von Maschinengeräuschen: Das Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet sammelt und erforscht die Lieder und Klänge der Region. Im ehemaligen Wohlfahrtsgebäude der Zeche Minister Stein in Dortmund haben Hans Schreiber und Richard Ortmann ehrenamtlich eine einzigartige Sammlung aufgebaut.
Der Soziologe und selbsternannte "Musikarchäologe" Hans Schreiber recherchiert im Archiv die prägenden Musikstile der Region und beobachtet die Geschichte von Bands und ihren Anhängern. So spürt er dem Krautrock-Boom nach und verfolgt die Entwicklung von Arbeiterchören und Lauben-Sängern. Stars wie der "Bochum"-Sänger Herbert Grönemeyer interessieren ihn hingegen kaum: "Zu kommerziell", meint Schreiber.
Die Sammlung speist sich unter anderem aus Nachlässen, Abschriften aus Stadtarchiven und allerlei Fundstücken, die die Archivare mitunter vor der Mülltonne retten. So suchen Schreiber und Ortmann Kontakt zu Sammlern und Musikliebhabern oder auch Radiosendern, die ihr eigenes Archiv entrümpeln – in dem aber möglicherweise noch Schätze oder Kuriositäten verborgen sind.
Konzerte und Vorträge finden in den Archivräumen im sogenannten Evinger Schloss bereits jetzt regelmäßig statt. Für die Zukunft planen die Initiatoren, das Archiv zu vergrößern und das Haus noch stärker zu öffnen, zum Beispiel mit regelmäßigen Rechercheangeboten für Studierende oder auch für Ausstellungen. Das Archiv arbeitet außerdem an einer Schau im Ruhrmuseum auf Zeche Zollverein in Essen mit, berichtet Schreiber. 2016 soll die Ausstellung stattfinden. Das Thema überrascht kaum: Die Rock- und Popmusik im Ruhrgebiet.