Das LWL-Museum für Archäologie in Herne. Der preisgekrönte Bau orientierte sich an der Klinkerarchitektur des Ruhrgebiets. Foto: LWL / Kalus
22.03.2023

Mutige Entscheidung für Herne

Das LWL-Museum für Archäologie in Herne feiert sein 20-jähriges Bestehen mit einem Festwochenende. Es gibt Theater, Mitmachaktionen und eine archäologische Modenschau.

Die Entscheidung, das Archäologiemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) von Münster nach Herne zu verlagern, war umstritten. Diese Entscheidung in der LWL-Landschaftsversammlung fiel zu Beginn der 1990er Jahre mit nur einer Stimme Mehrheit. Auch in Herne fremdelten manche zunächst mit dem Plan, in der Innenstadt das Landesmuseum für Archäologie anzusiedeln. Die damals hohe Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet dominierte zu Beginn der 2000er Jahre die Agenda. Der Fokus war auf neue Jobs gerichtet und eine Kultureinrichtung hatte einen weniger hohen Stellenwert. Aller Bedenken zum Trotz wurde aber am 27. März 2003 die Eröffnung gefeiert. LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann sieht die erfolgreiche Entwicklung des Museums mit mittlerweile mehr als 1,5 Millionen Besucherinnen und Besuchern als Beleg dafür, „wie wichtig ist es ist, mutige Entscheidungen zu treffen.“ Die Strategie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Kultur in die Fläche der Region zu bringen, habe sich bewährt.

Digitales Museum

Finanziellen Rückenwind für die Ansiedlung des Archäologiemuseums in Herne gab in den 1990er Jahren die Internationale Bau Ausstellung im Ruhrgebiet. Später, bei bereits laufenden Bauarbeiten, entwickelte sich die inhaltliche Planung für das Haus, erinnert sich die Gründungsdirektorin des Museums und heutige LWL-Kulturdezernentin, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Wir wussten, dass wir nur mit einem innovativen Konzept erfolgreich sein konnten. So kam es zu der Idee, die Dauerausstellung als unterirdische Grabungslandschaft zu präsentieren“. Die Struktur der Ausstellung besteht nach wie vor, stets mit aktuellen Akzenten. Digitale Angebote – von der Online-Führung über Apps bis zur neuen partizipativen Digitalplattform „Your Story Matters“ – haben sich zum festen Bestandteil der Museumsarbeit entwickelt.

Sonderausstellungen sorgten in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder für überregionale Aufmerksamkeit. 2006 widmete sich das Archäologiemuseum bereits dem Thema „Klima und Mensch“, in einer Deutschlandpremiere präsentierte das Haus 2016 Nationalschätze aus Vietnam. Mit der „Pest“-Ausstellung traf das Herner Museumsteam zu Beginn der Pandemie 2020 einen Nerv und wurde zum bundesweit gefragten Experten in Sachen Seuchen. Zuletzt spürte die „Stonehenge“-Schau der Magie des berühmten Steinkreises nach und zeigte diesen in einer Rekonstruktion.

Prof. Dr. Michael Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen, Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders, LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann und LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (von links) in der Dauerausstellung des LWL-Archäologiemuseums in Herne. Foto: Kiehl

Prof. Dr. Michael Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen, Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders, LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann und LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (von links) in der Dauerausstellung des LWL-Archäologiemuseums in Herne. Foto: Kiehl

Im Jubiläumsjahr präsentiert das LWL-Archäologiemuseum ab dem 8. September „Archäologische Funde der Moderne“, also zwischen 1800 und dem Jahr 2000. Die Ausstellungsstücke werden von Fundorten in Warstein bis zum legendären Festival in Woodstock reichen, kündigt Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders an. Erst einmal wird in Herne aber vom 31. März bis 2. April der runde Geburtstag bei freiem Eintritt gefeiert. Zum Auftakt tritt die Theatergruppe Titanic mit pyrogeladenen Propellergefährten am Museumsvorplatz auf, es gibt eine archäologische Modenschau und zahlreiche Mitmachaktionen für Kinder und Jugendliche. Eine Geburtstagstorte werde es ebenfalls geben, serviert vom Förderverein des Museums, verspricht Mölders.

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wsp, aki

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