Mit einem "Markt der Möglichkeiten" feierte die Dortmunder Kampagne "She for Democracy" ihren Abschluss. Foto: Andreas Buck
18.06.2025

„Mutmuskeltraining“ für die Politik

Frauen sind in der Kommunalpolitik immer noch in der Minderzahl. Dortmund engagiert sich mit der Kampagne „She for Democracy“ für mehr weibliche Beteiligung.

Nur knapp zwölf Prozent der Spitzenämter in deutschen Städten und Gemeinden sind mit Frauen besetzt, der Anteil weiblicher Ratsmitglieder liegt bundesweit bei 30 Prozent, zeigte 2022 eine Studie der Heinrich-Böll-Stiftung. Dortmund hat im Rat einen Frauenanteil von knapp 38 Prozent. Das ist nicht genug, um die weibliche Bevölkerung angemessen zu vertreten, sind die Dortmunder Gleichstellungsbeauftragte Maresa Feldmann und ihre Kolleginnen Cornelia Rempe und Katrin Kieseier überzeugt. Gemeinsam mit Ratsfrauen haben sie die Kampagne „She for Democracy“ entwickelt; kürzlich wurde der Abschluss gefeiert. In verschiedenen Veranstaltungen ging es unter anderem darum, wie Kommunalpolitik funktioniert und wie die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und einem Ratsmandat gelingen kann. Auch zu Themen wie Schlagfertigkeit und geschicktes Debattieren gab es Workshops. Das Angebot traf auf eine große Resonanz, berichtet Katrin Kieseier: „Es gibt ein großes Interesse, die Stadt mitzugestalten. Viele Frauen wollen diese Aufgabe nicht populistischen oder extremistischen Kräften überlassen. Mit ihrem Engagement wollen sie auch dazu beitragen, die Demokratie zu verteidigen.“

Katrin Kieseier vom Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund. Foto: Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Katrin Kieseier vom Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund. Foto: Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Auf der anderen Seite gebe es jedoch zahlreiche Bedenken, schildert die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte: „Manche Frauen haben hohe Erwartungen an sich selbst. Es gibt die Sorge, ob ihre Vorstellungen vollständig mit Parteiprogrammen übereinstimmen. Traditionelle Parteistrukturen, Berichte von langen Sitzungen oder Machtspielen sind ebenfalls Gründe, die Frauen dann doch davon abhalten, sich zu engagieren.“ Mit Informationen, der Vermittlung von Kontakten zu aktiven Ratsfrauen und einem „Mutmuskeltraining“ für mehr Selbstbewusstsein will die Stadt Dortmund aufklären und unterstützen. „Wir wollen Frauen dazu ermutigen, den ersten Schritt zu gehen und sich vielleicht auch erstmal im kleinen Rahmen zu engagieren“, so Katrin Kieseier. Das Interesse von den Parteien, neue Mitstreiterinnen zu gewinnen, sei groß.

Ob der nächste Dortmunder Rat dann aber schon einen höheren Frauenanteil haben wird, will sie nicht versprechen: „Man wird nicht aus dem Nichts Oberbürgermeisterin“, sagt Katrin Kieseier. Der Weg vom politischen Interesse bis zum Listenplatz brauche Zeit. 

aki, wsp

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