Neue Perspektiven für gebrauchte Flächen
Westfälische Regionen präsentieren Bauprojekte auf der Immobilienmesse Expo Real in München. In Krisenzeiten setzen Städte auf Flächenrecycling und spezialisierte Lösungen.
Gestiegene Zinsen sowie hohe Energie- und Materialkosten belasten die Immobilienbranche schwer. In dieser Situation sehen Fachleute aus der Region die persönliche Begegnung bei Europas größter Fachmesse für Gewerbeimmobilien als Chance. „Der fachliche Austausch und gute Kontakte werden in dieser misslichen Lage mehr denn je gesucht“, sagt Enno Fuchs, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Münster. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit Quartiersentwicklung und die Realisierung neuer Industrie- und Gewerbegebiete seien Schwerpunkte in Gesprächen mit Kommunen und Landkreisen, sagt Michael Hoppenberg, Experte für Stadtentwicklung bei der Kanzlei Wolter Hoppenberg mit Sitz unter anderem in Hamm und Münster. Als Zukunftsthema im Baugewerbe wurden am Messestand Münster Land unter anderem System- und Modulbaulösungen aus Telgte präsentiert. „Vorgefertigtes Bauen steht für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, für Geschwindigkeit und Flexibilität, für industrielle Qualität in allen Nutzungsbereichen“, wirbt Raphael Bruns von der Bolle GmbH dort für den Modulbau.
Ostwestfalen-Lippe ist gemeinsam mit den Städten Bielefeld, Paderborn und Gütersloh vor Ort bei der diesjährigen Expo Real. Das Thema Flächenrecycling steht dabei im Mittelpunkt. Die Region wirbt für die Umnutzung von ehemals militärischen Flächen. So liegen in Paderborn im Drei-Kilometer-Radius um das Rathaus rund 72 Hektar Konversionsfläche der „Barker Barracks“. Ähnliches gilt für das „Alanbrooke Quartier“ in Paderborn und das Gütersloher Mansergh-Viertel. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten sollen dort nachhaltige Lösungen für zukunftsfähiges Wohnen, Kultur und Kleingewerbe entwickelt werden. In Bielefeld geht es um die Zukunft eines fast ikonischen Gebäudes, des 18 Stockwerke hohen, ehemaligen Telekom-Gebäudes. Knapp 50 Jahre nach der Fertigstellung wird es nun als Bürostandort H1 Tower vermarktet.
NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach betonte bei ihrem Besuch bei der Expo Real die Bedeutung des Recyclings im Grundstücks- und Immobilienbereich: „In vielen nordrhein-westfälischen Städten und Kommunen gibt es sie: brachliegende Militärgelände und in die Jahre gekommene Bestandsimmobilien in teilweise besten Lagen. Die Entwicklung dieser Flächen zu attraktiven Investitionsobjekten wird eine entscheidende Aufgabe der nächsten Jahre sein.“
Das Ruhrgebiet hat bereits viel Erfahrung im Umgang mit alten Industriearealen. In München präsentiert sich die Region als „grüne Wissens- und Industrieregion“ mit kreativen Gestaltungsmöglichkeiten. Mit Projekten wie dem „Haus des Wissens“ und der Transformation der ehemaligen Opel-Fläche zum Büro- und Bildungsstandort „Mark 51°7“ präsentiert sich Bochum als Beispiel für urbane Transformation. Dortmund stellt die nachhaltige Stadtentwicklung mit Projekten wie dem Phoenix See auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände Phoenix Ost heraus. Hamm hingegen will den Blick der Investoren auf der Messe auf Büroimmobilien lenken. Abseits der Ballungsgebiete biete die Stadt am Rand des Reviers gute Investitionschancen, heißt es von der Hammer Impuls-Wirtschaftsagentur.
Die Expo Real findet vom 4. bis 6. Oktober in der Messe München statt. Mehr zum Thema Zukunftsquartiere in Westfalen lesen Sie auf unserer Themenseite hier.
aki, wsp