Neue Tropenhalle in schweren Zeiten
Die Zeiten für die Zoos sind schwierig. Besucher dürfen wegen des Corona-Lockdowns derzeit nicht zu den Tieren, Einnahmen bleiben aus. Trotzdem wurde im Allwetterzoo in Münster nun mit einem neuen Großprojekt begonnen.
Für 21,5 Millionen Euro baut der Zoo eine neue Tropenhalle. Auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern wird das Gelände umgestaltet. Die sogenannte „Meranti-Halle“ selbst hat eine Grundfläche von 4000 Quadratmetern. Der Neubau ist das größte Bauprojekt des Zoos seit seiner Eröffnung im Jahr 1974. Die Halle soll mit Photovoltaik und Geothermie klimaneutral betrieben werden.
Beim ersten Spatenstich in dieser Woche sagte Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe: „Es ist wirklich schön, heute hier zu sein. Dieser Spatenstich ist ein positives Signal in diesen besonderen Zeiten.“ Er betonte weiter, dass es wichtig sei zu signalisieren, dass es auch in diesen schwierigen Zeiten weitergehe.
Zwei Millionen Euro Verlust
Fast 140.000 Besucher weniger registrierte der Zoo im vergangenen Jahr durch den Lockdown und die danach geltenden Einschränkungen, das sind etwa 20 Prozent weniger als 2019. Außerdem fehlen Einnahmen von Großveranstaltungen, so dass sich das Minus des Zoos auf rund zwei Millionen Euro beläuft.
Um die Lücke abzumildern, hat der Allwetterzoo unter anderem 800.000 Euro aus dem Corona-Hilfeprogramm der Landesregierung für die Zoos in NRW erhalten. Auch die Solidarität in der Bevölkerung sei groß, teilt der Zoo mit. „Sehr viele Menschen unterstützen uns mit Tierpatenschaften, mit Einkäufen in unserem digitalen Zooshop, dem Kauf von Jahreskarten oder auch mittels Geldspenden. Das hilft uns, gibt uns auch ein gutes Gefühl – ist aber keine langfristige Lösung“, sagt Geschäftsführerin Dr. Simone Schehka.
Tiere vermissen die Besucher
Die laufenden Kosten des Allwetterzoos sind hoch. Allein für das Futter der Tiere muss der Zoo monatlich rund 44.000 Euro ausgeben. Ein Problem ist zudem, dass nicht nur der Allwetterzoo, sondern auch die vielen Artenschutzprojekte, die aktiv und passiv aus Münster unterstützt werden oder teilweise dem Allwetterzoo gehören, von den Folgen durch die Corona-Pandemie betroffen sind.
Und dann sind da ja auch noch die Tiere. „Einige vermissen die Besucher mehr, andere weniger“, sagt Marcel Alaze, Senior-Kurator des Allwetterzoos. Den Ameisenbären interessiere es nicht unbedingt, ob vor seinem Gehege Menschen vorbeilaufen, auch die Nashörner seien da eher dickhäutig.
Geruchspäckchen für die Tiger
Die Affen vermissten die Besucher dagegen schon. „Sie interagieren durch die Glasscheiben ja mit den Menschen, die normalerweise zu uns in den Zoo kommen“, so Alaze. Daher lassen sich die Tierpfleger im aktuellen Lockdown noch mehr einfallen als im normalen Alltag, um die Tiere zu beschäftigen. So suchen die Affen in Kisten und Kartons nach Futter, bei den Tigern verstecken die Pfleger Jutesäcke mit besonderen Gerüchen und die Giraffen dürfen in ihrem Haus Radio hören.
jüb/wsp