Nobelpreise: Reaktionen aus Westfalen
Westfälische Wissenschaftler gratulieren ihren Kollegen, die mit den diesjährigen Nobelpreisen ausgezeichnet werden.
„Der Nobelpreis für Chemie, der an Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna verliehen wird, ist wohlverdient. Biowissenschaftler weltweit haben diese Auszeichnung sehr begrüßt“, sagt der Stammzellforscher Sergiy Velychko vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster. Die Entwicklung der sogenannten Genschere CRISPR-Cas9 habe die Möglichkeiten, Genome zu bearbeiten, revolutioniert. „Wir verstehen dank dieser Entdeckung die Grundlagen des Lebens besser als je zuvor“, so der Doktorand. Das Potenzial dieser Technologie für die menschliche Gesundheit sei riesig: „In klinischen Versuchen zeigen sich Möglichkeiten, krankheitsverursachende Genmutationen zu korrigieren, Viren aus dem menschlichen Körper zu eliminieren, Krebs zu behandeln und die Verbreitung von Malaria zu stoppen“, sagt Velychko.
Der deutsche Astrophysiker Reinhard Genzel erhält gemeinsam mit der US-amerikanischen Astronomin Andrea Ghez und dem Briten Roger Penrose den Physik-Nobelpreis. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching wird für den Nachweis des schwarzen Lochs im Zentrum der Galaxie ausgezeichnet. Der Siegener Physiker Prof. Dr. Thomas Mannel gratuliert seinem Kollegen: „Es gab für mich keinen klaren Favoriten. Umso schöner, dass mit Reinhard Genzel ein Physiker, der seine Forschung auch in Deutschland betreibt, den Nobelpreis gewonnen hat.“ Mannel freut sich darüber, dass ein physikalisches Forschungsthema nun öffentliche Aufmerksamkeit erhält. Er ist überzeugt: „Schwarze Löcher sind faszinierende Objekte.“
Patienten profitieren enorm
Der Münsteraner Gastroentrologe Prof. Dr. Hartmut Schmidt freut sich über die Entscheidung des Preiskomitees, die Entdecker des Hepatitis-C-Virus, Harvey J. Alter, Michael Houghton und Charles M. Rice, auszuzeichnen. „Der Nobelpreis für Medizin wurde für die Erforschung der Hepatitis C, einer Viruserkrankung der Leber, vergeben. Exemplarisch in Zeiten der SARS-CoV-2-Pandemie zeigt es, dass für eine Erkrankung zuerst die Ursache gefunden werden muss“, so der Leiter der Medizinischen Klinik B am Universitätsklinikum Münster. Schmidt weist darauf hin, dass auch ein deutscher Forscher einen wichtigen Beitrag leistete: „Die konsekutive Erforschung von Medikamenten wurde durch den Heidelberger Hepatitis-C-Forscher Ralf Bartenschlager durch die Entwicklung eines Zellvermehrungssystems (Replikon) ermöglicht. Diese bahnbrechende Entdeckung ermöglichte, dass wir heutzutage in Deutschland die Hepatitis C in mehr als 95 Prozent der Fälle heilen und die Chance einer Ausrottung für diese Erkrankung besteht.“ Patienten profitieren enorm von dieser Forschung, so der Mediziner: „Seit Einführung der potenten Hepatitis C-Medikamente binnen der letzten fünf Jahre ist diese Erkrankung auf den Wartelisten zur Lebertransplantation erfreulicherweise nahezu verschwunden.“
Heute wurde bekannt, dass der Friedensnobelpreis an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen geht. Mit dem Nobelpreis für Literatur wird die amerikanische Lyrikerin Louise Glück ausgezeichnet.